Nachdem mein Brief an einen Freund ein paar Tage gewirkt hat, heute wieder sachlich/brav ein paar Nachrichten und Daten. Gerne unter den Beiträgen der letzten Tage die Diskussionen fortsetzen, es sind auch heute weitere Quellen hinzu gekommen.
Es gibt weitere Nachrichten zur Auswirkung von Covid-19 bei Kindern. Da dies viele Eltern interessiert und im Zusammenhang mit Schul/Kita-Betrieb relevant ist, habe ich die letzten mir bekannten unten angefügt. Es sieht nach wie vor so aus, dass schwere Verläufe bei Kindern selten sind, aber sie mehren sich, weil man jetzt wohl auch etwas genauer auf diese Altersgruppe achtet. Es gibt auch erste Daten aus Deutschland.
Die große Frage ist nun natürlich, wie es mit den kommenden Lockerungen nun weiter gehen mag. Dazu haben sich verschiedene Wissenschaftler geäußert. Fauci hat in den USA ausdrücklich vor einer Lockerung auf dem aktuellen Infektionsstand gewarnt, einige US-Bundesstaaten haben auch bezüglich Schulen und Universitäten bereits sehr deutlich reagiert und diese bis in den Herbst geschlossen. Aber der Widerstand ist sehr groß und der Präsident möchte möglichst viel des Wirtschaftslebens wieder erlauben. Dazu passt ins Bild, dass der Wirtschaftswaise Lars Feld die USA für wirtschaftlich besonders betroffen hält und ihm diese Entwicklung für Deutschland besondere Sorgen bereitet. Ebenso passt es dazu, dass VW nun die gerade geplante Produktion wieder drosseln muss, weil die Absatzmärkte – hier vor allem in Südeuropa – nicht anspringen. Es ist eben ein globales Problem, dem man mit nationalen Lockerungsübungen kaum entgegen treten kann.
Besonders schwer ist Italien getroffen, wo eine „surreale Diskussion“ auf politischer Ebene läuft, von der vor allem die Rechtspopulisten Gebrauch machen. Markus Söder vermutet ähnliches auch bei uns, erstmals macht ein führender Politiker bei uns namentlich die AfD für die Organisation von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien verantwortlich. Dieser enorm belastende Effekt der Pandemie wird uns begleiten, ein Unheil mehr, eines, das den Schaden jetzt bereits erhöht, indem es die bitter nötige Pandemiebekämpfung behindert. Denn diese Fraktion der alles mögliche ablehnenden und leugnenden Bevölkerung negiert ja nicht nur die Notwendigkeit des Lockdowns, sie torpedieren ja zugleich auch mögliche Alternativen wie eine Tracing-App. Dazu eine Bericht aus der New York Times, in der genau dieser Weg als Alternative zum Lockdown beleuchtet wird.
Forscher tun sich entsprechend schwer, vorauszusagen, wie sich bei uns nun nach der Lockerung die Epidemie entwickeln wird. Der Parameter „Disziplin und Vorsicht“ in der Bevölkerung ist schwer einschätzbar, Tracing ist allenfalls in Vorbereitung, Akzeptanz und Nutzung sind unklar. Entsprechend unterschiedlich sind die Szenarien – Kritiker werden sich daran erfreuen und jetzt wie hinterher der Wissenschaft mal wieder vorwerfen, dass sie nichts wusste und immer daneben liegt. Interessant ist in dem Zusammenhang der Epidemiologe Jeremy Farrar, von dem ich ein Zeit-Interview von Ende April und eines aus der FAZ von heute anhänge: Auch er hat eine Lernkurve zu bewältigen. Im Zeit-Interview warnte er bereits vor dem neuen Virus und dessen enormer Schnelligkeit – ein wesentlicher Punkt in dem Brief an meinen Freund. Heute bewertet er die Geschwindigkeit als „schrecklichstes Geschehen“ in seiner 25-jährigen Tätigkeit. Ich wundere mich immer noch, wie wenig der Blick dem Weltgeschehen und der globalen Ausbreitung gilt – aber unsere Landräte können das bestimmt besser. Farrar rechnet übrigens eher im Herbst/Winter mit einer wuchtigen zweiten Welle. Das wäre möglicherweise sogar noch schlimmer, als wenn es im Sommer zu einem Aufflammen und dann vielleicht einem Umdenken käme. Wir werden es sehen (müssen).
Zur Impfstoffentwicklung zwei Beiträge aus dem Spiegel, die mit diversen Studien verlinkt sind. Die Beiträge selbst sind eher ein Überblick, die Studien dahinter empfehlenswert. Wer sich damit näher beschäftigen möchte, findet hier einiges an Material. Auch in dem Zusammenhang ist die „Anti-Corona“ Front aus diversen Ecken natürlich beliebig krisenverschärfend, denn erstens macht man dort das „Gates-Imperium“ verschwörerisch dafür verantwortlich, an einem Impfstoff viel Geld verdienen zu wollen und zweitens würde man einen solchen ohnehin ablehnen. Bezüglich der wirtschaftlichen Interessen der Pharma-Industrie oder des nicht gerade an Geldmangel leidenden Gates musste ich schon immer den Kopf etwas schütteln ob des besonderen Unfugs, der da verbreitet wird, denn: Impfstoffentwicklung ist ein ganz mieses Geschäft. Ohne staatliche Hilfen oder eben der Gates-Stiftung geht da schon seit Jahren sehr wenig. Man kann durchaus kritisch mit der Pharma-Industrie und den Markt-Mechanismen umgehen, sollte man sogar, aber daraus so eine Verschwörung zu basteln, ist lächerlich. Eben weil der Markt Impfstoffe nicht belohnt und weil die Pharma-Industrie – legitimerweise – auf Profit ausgerichtet ist, lahmt die Impfstoffentwicklung schon immer. Dümmer als Pharmaverschwörer geht nimmer.
Der „Markt“ belohnt leider ohnehin kaum Heilung, sondern eher doch chronifizierte und nicht tödliche Dauererkrankungen. Wenn schon Heilmittel, dann solche, die immer wieder gebraucht werden und dafür nicht neu zu entwickeln sind. Aber ein Wirkstoff, der nur als Einmaldosis verabreicht wird und dann braucht der Patient ihn nicht mehr: Kassengift. In dem Zusammenhang zwei Beiträge des Nobelpreisträgers Michael Kremer, der Vorschläge erarbeitet hat, wie die Staaten in den Markt eingreifen können, um die parallele Entwicklung und den Aufbau von Produktionsanlagen möglichst breit zu fördern. Ich hoffe, solche Ideen werden rasch geprüft, denn momentan ist die Forschung und Entwicklung eines Corona-Impfstoffs entgegen der überwiegenden Meinung wirtschaftlich immer noch hoch riskant, was nun wirklich nicht einen Monat länger so sein darf!
Damit zu den Daten: Heute eine Zwischenbilanz der bisherigen Opferzahlen pro Einwohner eines Landes. Ich habe mich auf ein paar beschränkt. Wir sehen ganz unten Länder aus Asien, deren Zahlen in der Skala von Null schon gar nicht mehr unterscheidbar sind. Deutschland und Österreich haben in dem Vergleichsumfeld einen wirklich guten Job gemacht – ob der den Sommer überlebt?
Die USA liegen bisher recht gut, aber man muss das eigentlich eher mit ganz Europa vergleichen. Bisher ist das Geschehen in den USA primär eines von New York. Die Pandemie hat das Land sicher noch lange im Griff und wenn die Organisation in anderen Regionen genau so schlecht verläuft, wird das Bild am Ende anders aussehen. Schweden liegt bereits darüber, aber wir wissen ja, dass dort nur ein kleinerer Teil der Codid-19-Opfer gezählt wird. Da es ein offenes Land ist, wird man dort später anders diskutieren und vielleicht erfahren wir die wahren Daten irgendwann. Zudem liegt Schweden auch zeitlich im Verlauf noch zurück – da kommt noch was …
Spanien, Italien, Frankreich, UK liegen nicht sehr weit auseinander. Da die Pandemie in den Ländern noch in einem unterschiedlichen Stadium verläuft, wird UK vermutlich die höchsten Werte aus dieser Gruppe zu beklagen haben. Ferner hat Frankreich die Chance, sich nach unten deutlicher abzusetzen.
Was ausgerechnet in Belgien passiert ist, weiß ich nicht. Es sollte uns eine Warnung sein, was in Europa möglich ist, wenn man die Seuche nicht in den Griff bekommt. Das sieht in Belgien leider danach aus. Es sind in Relation fast achtfache Werte zu unseren.
Aber bei uns ist es jetzt ja vorbei … muss ein Fehlalarm sein, entweder ist die Welt anders als wir oder die Fehlalarmisten der Welt können alle noch viel besser lügen als die bei uns.
