two 20 and 10 banknotes on gravels

Die Wirtschaft Asiens wird sich schneller erholen

Die Parallelen zwischen der Ökonomie Japans und Deutschlands lassen keine positive Erwartung zu: Auch im Mai ist der Export Japans um knapp 30% gegenüber Vorjahr eingebrochen. Im April war es genauso – wie in Deutschland auch. Unsere Mai-Zahlen stehen noch aus.

Für das Gesamtjahr lautet die BIP-Schätzung in Japan nun ca. -5%, ebenfalls ähnlich dem Schätzwert Deutschlands. Voraussetzung ist jedoch eine deutliche Erholung im zweiten Halbjahr, die inzwischen von den meisten Notenbanken und Analysten erwartet wird. Denn der Tiefpunkt der Krise wird temporär eher bei -20% des BIP erwartet – übrigens nahezu überall auf der Welt.

Die erwartete Erholung kann in Japan sowie in ähnlichen Volkswirtschaften wie Süd Korea und Deutschland nur von den Weltmärkten kommen, da der lokale Konsum in diesen Ländern lediglich das Ende der Wertschöpfung darstellt.

Ich bin diesbezüglich skeptisch gestimmt. Die Erwartung für den Welthandel ist mir zu optimistisch und es dürfte sogar schädlich sein, dass die Börsen momentan Covid-19 für recht bald erledigt halten. Das wäre aus meiner Sicht nicht mal der Fall, wenn im Herbst/Winter auf der Nordhalbkugel die nächste Welle der Pandemie ausbliebe – und auch das sehe ich kaum.

Vielmehr fressen sich die Folgen der Pandemie in allen Volkswirtschaften in Form einer Spirale aus Konsumzurückhaltung und Insolvenzen erst noch durch die Unternehmenswelt. Richtig sichtbar wird das erst im Herbst, da Notenbanken und Regulierung alles getan haben, eine sofortige Insolvenzwelle zu verhindern. Auch hier werden wir erst hinterher sehen, ob das richtig war oder eine Insolvenzverschleppung ist, die es nur noch schlimmer macht.

Möglich, dass der Deal mit dem vielen Geld funktioniert. Das dürfte aber nur klappen, wenn die Mehrheit der Konsumenten in den großen Märkten bald wieder auf Normalbetrieb geht – Covid-19 hin oder her. Sieht man aber, dass in den USA beispielsweise die direkten Liquiditätshilfen an die Haushalte überwiegend zum Sparen und zur Aktienanlage genutzt werden, muss man leider skeptisch sein. Selbst die Turbo-Konsumenten aus Amerika wollen wohl erst mal sehen, wie es mit der eigenen wirtschaftlichen und gesundheitlichen Existenz weiter geht, bevor wieder fleißig konsumiert wird. Etwas optimistischer gehen die Asiaten vor, in deren Ländern – inklusive Japan – die nationalen Konsummärkte teilweise wieder auf Vorkrisenniveau laufen.

Das dürfte am besseren Epidemie-Management dort liegen, womit sich meine These bestätigt: No Lockdown is no option – nicht nur, aber auch wegen der Wirtschaft!

Der Schlüssel des asiatischen Epidemie-Managements ist erkennbar eine Kombination aus extrem schneller, extrem harter und maximal lokaler Reaktion. Das gibt den Menschen und der Wirtschaft das notwendige Vertrauen, denn mit diesen konsequenten lokalen Schließungen wurden und werden Epidemie-Ausbrüche schnell, wirksam und ohne großflächige ökonomische Folgeschäden beherrscht. Genau das ist entscheidend: Die Gewissheit, mit dem Virus leben zu können und wirksame Instrumente gegen Ausbrüche zu haben. Dort wird nicht über die Frage der Existenz der Epidemie oder der Notwendigkeit von Maßnahmen diskutiert. Es wird nüchtern, sachlich und effizient reagiert – das schafft Verlässlichkeit.

Das soll wohl auch die Idee unseres föderalen Kontrollmechanismus´ sein. Wenn das aber ohne weitere Mittel wie Reisebeschränkungen sowie eine technisch bessere Infrastruktur (Stichworte: Agile Tests und App) erfolgen soll, ist es aus meiner Sicht eher Zufall, wenn ein größerer Ausbruch lokal begrenzt bleibt. Das mag nun im Sommer noch klappen, aber spätestens die Kombination aus munterem Reiseverkehr in Europa, lokalen Massenausbrüchen und mehr Leben in geschlossenen Räumen wird unseren föderalen Flickenteppich überfordern.

Und dann? Ich frage mich so langsam, wie der Plan B aussehen mag, denn ein Paarlauf von Covid-19- und Insolvenzwelle im Herbst dürfte uns im Vergleich zum März deutlich mehr stressen. Wir müssen uns besser vorbereiten, in allen Bereichen: Betriebe, öffentliche Einrichtungen inklusive Schulen/Kitas, Geschäfte, Gastronomie etc. Statt dessen führen Ideen über weitere Öffnungen die Debatte an.

Das ist kurzfristig alles nachvollziehbar und vieles davon auch machbar, aber die weit größeren Herausforderungen stehen erst noch bevor, ökonomisch und epidemiologisch zugleich. Davon redet kaum jemand und das ist aus meiner Sicht verheerend, denn die Asiaten machen uns seit Monaten vor, dass sich diese Pandemie beherrschen lässt.

Dazu muss man sie annehmen und ihr angemessen begegnen – erst Ignoranz und Verdrängung machen daraus eine große Krise.

https://www.fuw.ch/article/japans-exporte-mit-staerkstem-einbruch-seit-2009/?fbclid=IwAR3r9UNfwSB3wYjIRXj7bTCTmcWMMZPeU5MORNQKU_l_WqECEd9aDThnTb8

 

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