Der Fall Wirecard ist möglicherweise unter den vielen Betrugsfällen ein besonderer. Die ursprünglich seitens der FT vermuteten Unregelmäßigkeiten betrafen vorgetäuschte Umsätze mit dubiosen Geschäftspartnern im Nahen Osten sowie in Asien. Diese Vorwürfe sind bis heute nicht ausgeräumt. Die jüngste Unstimmigkeit betrifft knapp zwei Milliarden Barmittel, was für den Konzern signifikant ist. Das Geld ist angeblich einem Treuhänder auf den Philippinen übergeben worden, dort aber niemals angekommen. Die Klarstellung der philippinischen Zentralbank dürfte daran kaum noch Zweifel erlauben.
Mögliche Scheinumsätze, über die kein zweifelsfreies Testat möglich ist, wesentliche Mittel bei einem philippinischen Treuhänder, zudem dort nie angekommen? Selbst, wenn das Geld betrügerisch veruntreut wurde und woanders wieder auftaucht, das ganze hat einen so üblen Geruch, dass man in der Tat die Frage nach den zuständigen Wirtschaftsprüfern, den Aufsichtsbehörden und auch der Deutschen Börse stellen muss, die diesen Laden bis in den DAX erhoben hat.
Der üble Geruch wird deshalb zu einem besonderen Gestank, weil hier von einem Finanzdienstleister mit Banklizenz die Rede ist. Der kann fast ein Jahr lang keinen zweifelsfreien Beleg über seine Geschäfte vorlegen und parkt seine wesentlichen Barmittel angeblich auf den Philippinen? Geht´s noch?
Dass dieser Gestank so lange müffeln durfte, ist der eigentliche Skandal.