Genau so ist das. Auch bei uns. Die Zahlen sind auf einem Niveau, das viel niedriger als im März/April ist, für Alarm also kein Grund. Aber für Handlungsbedarf, denn: Es bestehen (noch) Handlungsoptionen und das ist eine Chance!
Der Trend stimmt nämlich leider nicht. Hartnäckig haben wir alle 15 bis 20 Tage eine Verdopplung. Das ist zwar auch weit weg von den zwei Tagen im März, aber die Richtung stimmt nicht und es ist halt letztlich nur eine Frage der Zeit, bis es auch bei uns wieder kritisch wird.
Hinzu kommt – und das ist gar nicht gut – dass wir eine Flächenausbreitung haben, also leider wenig Chancen auf regionale Begrenzung bestehen, wenn es im Herbst/Winter wieder schwieriger werden sollte.
Auch, wenn wir das Glück haben, nicht so eine große Ausbreitungsgeschwindigkeit wie im übrigen Europa zu erleben, bleibt die Richtung nun mal falsch. Es ist richtig, dass die Kanzlerin mahnt, das Glück dieser langsamen Entwicklung zu nutzen und nicht dahingehend zu strapazieren, weiter zu warten.
Den wichtigsten Grundgedanken liefert sie gleich mit: Wir sollten jetzt – und nicht erst später – vor allem die Prioritäten klären. Denn jetzt haben wir noch die Chance, wirklich wichtige Dinge unseres Lebens und unserer Wirtschaft von dem, was wir in Zeiten einer Naturkatastrophe halt mal lassen müssen, zu trennen.
Je weiter wir die Zahlen so wachsen lassen – auch, wenn das langsam passiert – desto weniger werden wir diese Wahl noch haben. Es ist klug, diese Debatte jetzt anzustossen – wollen wir hoffen, dass sie bei den Ministerpräsidenten nicht wieder auf eine andere Agenda trifft.