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CoroNews 23.10.2020

Kurzes Update: Diese hysterischen Meldungen wegen jetzt mehr als 11.000 Infizierten, garniert mit Höchststandtexten sind dieselbe mediale Luftabsonderung wie im Frühjahr.

Es liegt im Wesen eines exponentiellen Prozesses, dass er in seiner Wachstumsphase dauernd neue „Höchststände“ produziert. Ferner liegt es im Wesen des keinesfalls exponentiell weiter entwickelten analogen Meldewesens in Deutschland, dass die Tagesdaten immer wieder erratische Sprünge aufweisen. Das liegt unter Anderem an der Tatsache, dass sie eben keine Tagesdaten, sondern ein Sammelsurium von vielen Tagen darstellen. Wenn Meldungen daher auch noch „innerhalb eines Tages haben sich“… enthalten, sollte man sich die Zeit sparen, den Rest zu lesen. Der Autor des Textes hat schlicht zu wenig Ahnung, um sich die Zeit seiner Leser zu verdienen.

Wichtig ist alleine die Analyse der Wachstumsdynamik und die muss – leider! – statistisch geglättet werden, um die unverzeihlichen und vermeidbaren Defizite des Meldewesens auszugleichen. Daher dauert es in Deutschland im Unterschied zu Ländern wie Süd Korea so lange, bis man einen Trend wirklich bewerten kann. Wir laufen halt hinterher, in so vielem. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb das RKI die Wachstumsrate R nicht mehr so stark propagiert – die lässt sich aus diesem Meldewesen nicht wirklich valide berechnen und das ist eigentlich sogar ein Skandal, denn es war klar, dass wir ab Herbst ein effizientes Frühwarnsystem brauchen könnten. Beim Konjunktiv ist es geblieben.

Immerhin: Der Trend ist durch die neusten Zahlen nicht verlassen worden. Da es zugleich keine Berichte über außerordentliche Ereignisse – Superspreader etwa – gibt, bleibt es bei der Verdopplung alle zehn Tage.

Exkurs: Da ich dazu forensische Zuschriften bekomme, hier nur der Hinweis: Ja, es schwankt tatsächlich zwischen 9,6 und 10,2 Tagen. Man kann das also viel genauer rechnen, als ich es tue. Die Daten macht das leider nicht viel genauer und daher lasse ich es. Zudem nutze ich KI-Modelle und nicht reine Statistik, daher auch oft die Weitergabe von Parametern wie CFR, Kohortenstrukturen, klinische Belegungsdaten etc. Streeck hat nämlich recht, es geht nicht nur um die Infiziertenzahlen. Man muss viele Daten nutzen, das sollte er vielleicht auch mal tun, denn außer seiner linearen Schwätzerei über Meldezahlen habe ich nichts weiter vernommen. In der Wissenschaft übrigens ohnehin nicht, da ist über seine Heinsberg-Studie hinaus von ihm nichts mehr publiziert worden – und die ist zudem bisher auch keine wissenschaftliche Publikation, sondern eine kleinere unter sehr vielen Feldstudien. Sollte Streeck also mal über den Lanz hinaus gehen und etwas publizieren, so werde ich wie viele seiner Kollegen aus der Wissenschaft an seinen Lippen hängen. Genau deshalb wird er nach meinem Eindruck nichts publizieren. Rückfragen vom Lanz sind ihm wohl lieber. Ende Exkurs.

Es bleibt aktuell also bei der Bewertung: Die angeblich so wichtigen 20.000 sehen wir gegen Mitte November, im 7-Tage Wert, nota bene, den ersten Tageswert in der Größenordnung sehen wir vorher und ich freue mich jetzt schon auf dessen mediale Begleitmusik.

Ebenso bleibt es leider bei der Bewertung, dass die Risiken für einen Ausbruch des Trends nach oben deutlich höher sind, als die Chancen für einen Rückgang. Es dürfte also best case zuerst mal so weiter gehen, muss es aber nicht!

Damit ist auch die Bewertung von vor sechs Wochen dieselbe: So kommen wir nicht durch den Winter. Das war auch das Signal der Kanzlerin. Es scheint aber notwendig, diese für sich genommen vollkommen unwichtigen 20.000 zu „erreichen“, bis zumindest die Mehrheit in diesem Land erkennt: So kommen wir nicht durch den Winter.

Wir laufen halt hinterher. Ein Parasit gibt uns dabei Richtung und Geschwindigkeit vor. Es sollte genau anders herum sein. Wenn ein simpler biologischer Prozess unseren Verstand überfordert, sollten wir genau da endlich das Problem lokalisieren.

Dann könnte jener Verstand uns das einfachste Mittel nennen, für das wir zudem weder staatlichen Zwang, noch teure Schließungen brauchen: Kontakte runter. Jeder. Ansammlungen in Gruppen vermeiden. Jeder. Masken in Innenräumen tragen, wo auch immer das geht. Jeder.

Das ist jetzt noch eine freiwillige Maßnahme und es reicht auch vollkommen aus, wenn JEDER diese Infektionswege einfach nur reduziert. Noch geht es nicht darum, diese Wege hart zu kappen, in der Gesamtheit genügt eine Reduktion. Das ist machbar, das ist zumutbar, das ist lebbar.

Noch! Nicht mehr lange!

 

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