Dieses lineare Mathematikgenie sollte zur Kenntnis nehmen, dass die Metrik der Pandemie unverändert ist und eine Diffusion des Virus in die Gesamtbevölkerung bisher nirgendwo verhindert werden konnte. Damit erzeugen 20.000 Fälle im Mittel letztlich doch wieder bis zu 4.000 Krankheitsfälle, davon 2.000 schwere Erkrankungen, die überwiegend zu Hospitalisierungen führen, um 700 schwere Dauererkrankungen und 100 bis 200 Todesfälle – pro Tag!
Was das lineare Mathematikgenie dem nonlinearen Virus – oder vielleicht besser uns allen – ferner erklären sollte: Wie soll denn eine Verdopplung auf 40.000 Fälle pro Tag verhindert werden, wenn man seiner Einschätzung folgend den offensichtlich als Kritik an der Kanzlerin aufgegriffenen „Grenzwert“ von übersichtlich zu kontrollierenden 20.000 Infektionen pro Tag mal so hingenommen hat??
Oder will er implizit doch wieder über „natürliche“ Grenzwerte der Epidemie reden? Das kann man durchaus tun, legitime Debatte, aber dann soll er endlich mal eine Zahl nennen, die mit der seiner Ansicht nach richtigen Strategie verbunden ist. Es ist sehr ärgerlich, dass er immer wieder seine Statements abgeben darf, denen zu folge, dieses oder jenes übertrieben ist, wir lernen müssten, mit dem Virus zu leben – und kein Journalist fragt ihn mal glasklar, welche Strategie er denn konkret für richtig hält und welche Ergebnisse er dabei erwartet.
So kommt er immer smart vom Hof, indem er sich als der alle beruhigende Anti-Paniker geriert, der genau genommen immer nur opportunistisch die leichten Dinge äußert, nämlich, welche Unannehmlichkeiten man seiner Ansicht nach nicht braucht.
Er weiß natürlich, dass dem keiner folgen wird, er also weder eigene Verantwortung trägt, noch jemals nachgewiesen wird, wie verheerend diese Ideen wären. Aber er trägt keine geringe Unverantwortung, weil seine smarten Statements, die er in der Wissenschaft wohl wissend unterlässt, gerade die Bevölkerungsgruppen in ihrem Fehlverhalten befeuert, die uns die eigentlichen Probleme in der Epidemie bereiten.
So agiert jemand mit – politischer? – Agenda, der sogar in einer Pandemie seine Interessen vor die gesellschaftlichen stellt.
Wir sollten uns das merken!