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CoroNews 21.11.2020

Aufgrund der inzwischen sogar seitens des RKI als „diffus“ bezeichneten Lage sind vorerst alleine die Daten aus den Krankenhäusern relevant.

Das Problem an den DIVI-Belegungsdaten ist leider, dass wir daraus tatsächlich nur die aktuelle Belegung, nicht aber Zu- und Abgänge ablesen können. Da viele Patienten oft relativ lange auf den Intensivstationen liegen, ist es normal, dass die Belegung zunächst mal stark wächst, weil viele Neuaufnahmen wenigen Abgängen gegenüber stehen. Wenn dann mit einem gewissen Verzug die Abgänge einsetzen, können die Belegungszahlen also sinken, obwohl immer noch steigende Neuzugänge zu verzeichnen sind.

Auch diese Daten sind im Datendrittland Deutschland nicht sauber verfügbar. Inzwischen wurde aber wenigstens seitens der DIVI klar gestellt, dass wir keinesfalls die von vielen „Entspannungskünstlern“ gerne genannten Bettenzahlen von mehr als 10.000 oder mit Notreserve gar 13.000 haben. Von Ausstattung und Personal speziell für die Bedürfnisse einer schweren Covid-19 Erkrankung geeigneten Betten gibt es ca. 8.000 – und die werden langsam aber sicher knapp. Die FAZ hat das heute in einem recht gut recherchieren Chart veröffentlicht, das anbei zu finden ist.

Zugleich sehen wir zwar ein vermutetes Plateau bei den Infektionszahlen, eine leichte Entspannung bei den weiteren Indikatoren, jedoch weiter fallende Testmengen und ein langsameres Wachstum bei den Intensivbelegungen – aber unverändert ein Wachstum!

Meine Interpretation der Gesamtdaten, die ich aber erst in einigen Tagen konkretisieren kann, lautet jedoch: Wir haben ein regional sehr unterschiedliches Geschehen, weshalb es in der nationalen Aggregation vielleicht tatsächlich zu einer Verlangsamung oder möglicherweise auch einem Plateau kommt. Das ist aber ein vollkommen trügerisches Bild, denn die Aggregation sagt gar nichts über den regional teilweise unveränderten Druck auf die Krankenhäuser. Da der Austausch von Covid-19 Patienten nicht über beliebige Strecken möglich bzw. geplant ist, kann es in größeren Regionen in den kommenden Wochen zu ähnlichen Verhältnissen wie bei unseren Nachbarn kommen.

Pessimistisch stimmt mich, dass der Diffusionsprozess, den ich bereits seit dem Spätsommer befürchtet hatte, also die Durchdringung in alle Altersgruppen, nun laut RKI erkennbar läuft. Der führt zu diesem „Ketchup-Effekt“, den wir gerade sehen – und wirklich niemand kann sagen, wie lange der läuft und wie stark er ausfällt. Vom „Schutz vulnerabler Gruppen“ kann einfach keine Rede sein, das funktioniert schlicht nicht!

Das wird ein enges Fenster und wir sollten uns sehr bewusst sein, dass es bereits im Frühjahr viel enger war, als die Zahlen es ausdrückten. Da hatten wir sehr kurze Verdopplungszyklen der Hospitalisierungen und dass wir bei etwas mehr als einem Drittel der Kapazität stehen geblieben sind, scheint viele lineare Hirne immer noch zu überfordern.

In der Konsequenz sind wir nun schon wieder in einer Lage, die wir nicht mehr beeinflussen können und von der wir nur noch hoffen können, dass sie unsere Krankenhäuser nicht überfordert.

Meine Befürchtung lautet: Dieses Mal wird es nicht überall glatt laufen.

PS: An dieser Stelle bereits mein Dank für alle Kommentare zur „Panikmache“ und nette Charts, wie easy diese 3.500 Fälle sich doch in der Gesamtmenge ausmachen.

 

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