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CoroNews 05.12.2020

Ein ausnahmsweise kürzeres Update zu Covid-19, da ich mir die Wiederholung meiner Begründungen erspare. Wer das an dieser Stelle vermisst, sei auf meine längeren Ausführungen der letzten Wochen verwiesen.

Inzwischen verdichtet sich mein Szenario, das leider den meisten Einschätzungen, auch der des RKI, ein wenig widerspricht: Wir haben sehr wahrscheinlich niemals ein Plateau oder gar einen leichten Abwärtstrend gesehen. Tatsächlich haben die freiwilligen und die staatlich verhängten Maßnahmen um den Monatswechsel Oktober/November zu einer deutlichen Verlangsamung der Epidemie geführt, nicht mehr, nicht weniger!

Wir sind ungebrochen in einem exponentiellen Anstieg, den wir zu keiner Zeit verlassen haben, bis heute nicht. Die Geschwindigkeit ist jedoch erheblich reduziert worden: In der Spitze hatten wir im Oktober einen Verdopplungszyklus in der Größenordnung 10 bis 15 Tage, nun sind wir sehr grob geschätzt wohl „irgendwo“ oberhalb von 60 Tagen.

Heute daher auch nur ein Chart: Das der epidemiologischen Modelle, die anhand einer Vielzahl von Daten eine Hochrechnung der Entwicklung vornehmen. Diese Modelle sind zur aktuellen Bewertung ungeeignet, sie erreichen erst mit großer Verzögerung eine ausreichende Genauigkeit und sie unterscheiden sich bei vielen Parametern, insbesondere bei der Infektionssterblichkeit sehr. Ich möchte hier lediglich auf die Charakteristik des ICL-Modells hinweisen, das recht gut zeigt, was ich in meinen Analysen als tatsächlichen Verlauf erkenne. Eine Quantifizierung der Dunkelziffer ist derzeit gar nicht seriös möglich, das sagen die Autoren dieser Modelle übrigens genauso.

Auch die >60 Tage sind leider nur ein Daumenwert, denn: Parallel zum steilsten Anstieg im Oktober ist leider unser im Frühjahr im Brustton der überhöhten föderal-administrativen Arroganz an die Front gestelltes „Pandemie-Systemchen“ weitgehend zusammengebrochen. Seitdem sind die Telefonseelsorge sowie die Fax- und Zettelwirtschaft der örtlichen Gesundheitsämter überwiegend zu einem der Entwicklung täglich zunehmend hinterher laufenden Desaster verkommen.

Immerhin stabilisieren sich die Testdaten ganz langsam. Nachdem Anfang November die Test-Strategie als Notmaßnahme auf Personen mit Symptomen fokussiert wurde, ist dieses neu justierte „Systemchen“ noch eine Weile in einer Findungsphase gewesen, die aber nun so langsam zu einer aussagekräftigen Messung führen sollte oder zumindest könnte. So ganz klar ist das noch nicht, aber die Testmenge, die Positivquoten und die gemeldeten Infektionszahlen finden gaaaanz langsam wieder ohne größere Widersprüche zueinander.

Das ist erst seit wenigen Tagen so, weshalb ich daraus noch keine Aussage über die Geschwindigkeit der immer noch existierenden Verdopplungsrate treffen möchte. Die Kurve kann auch noch deutlich flacher als die genannten 60 Tage liegen, ganz so weit ist unser „Systemchen“ leider immer noch nicht – vielleicht wissen wir es bis Weihnachten: Wäre doch ein passendes Geschenk, wenn unser „Meldewesen“ bis dahin eine Aussage erlaubt, wie lange wir warten dürfen, bis sich in dieser multi-Milliarden teuren und sehr sicher mindestens 30.000 Leben kostenden Krise die Zahlen erneut verdoppeln werden.

Zumal, das sei mir in diesem vollauf zurecht zynischen Kommentar erlaubt, wir nach Weihnachten und Silvester dann gespannt darauf warten dürfen, ob wir vielleicht an diesen Feiertagen mal wieder ein wenig am Covid-19 Gaspedal gespielt haben. Das wird unser „Systemchen“ vermutlich irgendwann im Laufe des März feststellen.

Die Wahrheit sehen wir natürlich in den Kliniken und da ich mich auf mein eingangs erwähntes Szenario inzwischen recht klar festlege, wird es dort keine Entspannung geben. Im Gegenteil werden wir noch eine ganze Weile einen zwar langsameren Anstieg von Hospitalisierungen und Sterbezahlen sehen, aber dieser Stress und diese schrecklichen Zahlen werden hartnäckig weiter steigen – kein Ende in Sicht, kein Rückgang zu erwarten!

Da Hospitalisierungen und Sterbefälle naturgemäß sehr von den gerade Infizierten Kohorten abhängen und individuell sehr unterschiedlich verlaufen, oszillieren diese Werte täglich heftig. Sobald sich der genannte >60-Tage Zyklus mit Verzögerung hier einstellt, wird das daher wie ein Seitwärtstrend aussehen.

Ob wir uns dann um die Weihnachtszeit mit einem Mittelwert von 400 oder 600 Toten täglich „anzufreunden“ haben, kann man nicht sagen, aber: Sinken wird das eben nicht und wenn sich an den Maßnahmen der Gesellschaft und/oder des Staates nichts ändert, wird Covid-19 sich mit solchen Zahlen weiter durch die nächsten Zehntausend unter uns fressen – plus Faktor fünf bis zehn an Folgeschäden, das sei hier wie immer nicht unerwähnt.

Zudem ist natürlich zu erkennen, dass wir hier auf einem Infektionsstand sitzen, den wir durchaus als Tellermine verstehen sollten: Diese Menge an Infizierten kann jederzeit bei einer Steigerung von Kontakten, auch im rein privaten Bereich, die Geschwindigkeit der Ausbreitung vervielfachen.

Zugleich sind und bleiben die Krankenhäuser am Limit. Bereits heute muss in immer mehr Häusern entschieden werden, welche anderen Behandlungen unterbleiben. Unsere Gesundheitsversorgung ist bereits heute nicht mehr in der Lage, alle Bedürfnisse zu erfüllen. Wir haben – vermutlich – noch keine harten Triage-Entscheidungen, aber es kann nicht mehr jede erforderliche Behandlung durchgeführt werden.

Wenn wir in der Situation an Weihnachten oder Silvester unsere Kontakte nicht einschränken, wird es im Januar von – stand heute – knapp unterhalb eines Zusammenbruchs den Schritt darüber nehmen. Offensichtlich wird das gerade in der Politik diskutiert.

Das sollte jede verantwortungsbewusste Familie ebenfalls tun. Das Weihnachtsfest 2020 muss kein Opfergang sein – und die Knallerei zum Jahreswechsel erst recht nicht.

Dieses Jahr gilt ein Prinzip, das wir vielleicht ohnehin mal lernen sollten: Weniger ist mehr!

 

Abbildung 1: Aktueller Stand der epidemiologischen Modelle

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