two 20 and 10 banknotes on gravels

Haben Krämerseelen für uns verhandelt?

Hoffentlich bestätigen sich die Meldungen über die Verhandlungen der EU-Kommission mit den verschiedenen Impfstoffherstellern nicht. Die FAZ und der Spiegel berichten parallel dazu.

Demnach hätte die Kommission zwar vollkommen zurecht mit allen Herstellern Lieferverträge abgeschlossen, um die Risiken zu streuen. Entsprechend zitiert die FAZ damit betraute Mitarbeiter der Behörde aus Brüssel. Da die Verträge bereits im Sommer zu verhandeln waren und niemand einschätzen konnte, welcher Hersteller überhaupt Zulassungen erhalten wird und wie gut dessen Wirkstoffe sein werden, musste man mit allen Anbietern Abschlüsse erzielen. Ebenso war es richtig, allen Herstellern durch solche Abnahmegarantien im Falle erfolgreicher Zulassungen bereits die wirtschaftliche Grundlage zu geben, parallel zum eigenen Forschungsfortschritt die Produktionskapazitäten aufzubauen.

Das klingt soweit nach klugem Management. Was sich aber nun andeutet, könnte eine Geschichte mehr nach dem Motto sein: Daran sollten wir uns erinnern, darüber wäre nach der Krise dann aber mal zu reden. Denn: Es wurde möglicherweise an der vollkommen falschen Stelle Kleinkrämerei betrieben. Sollten die Berichte nämlich stimmen, hat die zuständige Behörde sich maßgeblich von den Preisen leiten lassen!

Die Preisunterschiede sind in dieser Woche durch einen Tweet einer mit der Sache befassten belgischen Politikerin durchgesickert, der zwischenzeitlich gelöscht wurde. Ich zitiere die daraus zusammengestellten Tabellen hier nicht, das finde ich weniger seriös und es ist vor allem vollkommen unbedeutend, obwohl die Preisdifferenzen erheblich sein sollen. Der teuerste Wirkstoff ist demnach der von Moderna aus den USA, der 18$ pro Dose, also wegen der Doppelgabe 36$ pro Person kosten soll. Der günstigste wäre der aus Oxford, der soll weniger als halb so teuer sein. Angeblich haben daher viele osteuropäische Länder darauf gedrungen, diesen zu bevorzugen, zumal er logistische Vorteile bei der Kühlung und Aufbewahrung hat.

Das „Pech“ an der dadurch möglicherweise ausgerichteten „Einkaufspolitik“ der EU: Genau dieser Impfstoff hat aufgrund einiger Mängel in den durchgeführten Studien frühestens in Q1/2021 eine Zulassung zu erwarten. Die bereits jetzt vor einer Zulassung stehenden Wirkstoffe von Biontech/Pfizer und eben dem teuersten von Moderna sind in den EU-Einkaufsverträgen möglicherweise unterrepräsentiert.

Wenn das stimmt, dürften im Jahre 2020 armselige Krämerseelen die Verhandlung der vermutlich bedeutendsten Verträge für die gesamte EU verantwortet haben. Wenn man nur mal den Moderna-Preis heranzieht, so würde beispielsweise für Deutschland selbst die teuerste Herdenimmunität weniger als 2 Milliarden kosten – das ist weniger als ein Fünftel des geschätzten monatlichen Kollateralschadens der Krise und auch das ist nur Geld!

Hinzu kommt, dass ohnehin vollkommen klar sein sollte, worum es in diesem Spiel geht: Die Sicherstellung von Menge, dann die Sicherstellung von Menge, gefolgt von der Sicherstellung von Menge und danach dann gar nichts mehr außer vielleicht noch der Sicherstellung von Menge. Es dürfte kaum ein Land geben, das 2021 zu viel Wirkstoffe einkauft und falls es ein solches gibt, wird es damit gewiss kein Geld verlieren – selbst dann nicht, wenn es seine „überschüssige“ Menge nach Afrika verschenken würde, denn auch das dürfte sich mit Blick auf etwas, das sich Pandemie nennt, „rechnen“. Muss man das tatsächlich jemandem erklären, der für uns Verantwortung trägt? Wenn ja, sollten wir bitte dafür sorgen, dass diese Leute so schnell wie möglich für gar nichts mehr Verantwortung tragen.

Der Spiegel berichtet, dass die Bundesregierung sich nun dafür einsetzt, eigene Mengen direkt zu beschaffen. Im Dezember 2020, parallel zu voll gelaufenen Intensivstationen.

Wenn das stimmt, wäre darüber auch noch zu reden!

 

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