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CoroNews 3. April 2021

Die Analyse der Daten ist inzwischen nicht mehr so spannend, daher nur in Kurzform: Aufgrund der Feiertage erneut die 14tägige Glättung, die längerfristige Trends zeigt und stabiler gegen Messfehler ist. Da die weiteren Parameter (Testmenge, Positivquote, CFR, Hospitalisierungen) sich in harmonischer Bandbreite zum Wachstum der Infektionszahlen bewegen, dürfte das folgende Chart die Entwicklung gut wiedergeben.

Demnach sehen wir seit ca. dem 9. März einen längerfristigen und stabilen Trend von einer Verdopplung alle 20 Tage. Das ist für eine eigentlich erreichbare Entspannung zum Sommer kein ausreichender, aber für B117 auch kein schlechter Wert. Zumindest bleibt unter den bestehenden Beschränkungen ein Ausbruch wie in UK, Irland, Portugal und anderen Ländern bisher aus. Wenn nun ähnlich wie Weihnachten an Ostern keine große Fahrlässigkeit herrscht, sollte dieser Trend stabil bleiben.

Wir hätten dann ca. zur Mitte des Aprils das Niveau der zweiten Welle erreicht und dürften ca. Mitte Mai auf bis zu 50.000 Neuinfektionen pro Tag kommen. Danach – Spekulation! – sollte die bessere Witterung eine Abflachung des Wachstums bringen.

Die gute Nachricht daran ist, dass wir die Szenarien einiger Wissenschaftler von sechsstelligen Zahlen aus meiner Sicht eher nicht sehen werden. Optionen für großzügigere Öffnungen sind damit aber auch nicht erkennbar und der Sommer dürfte im Unterschied zu 2020 ebenfalls mit deutlich höheren Inzidenzen verbunden sein.

Ob das also eine gute Nachricht ist, wird sich zeigen. Es sieht so aus, dass ein Großteil der Bevölkerung gelernt und akzeptiert hat, vorsichtig zu sein, so dass B117 bei uns nicht ganz so stark wächst, wie in anderen Ländern. Aber aus dem bestehenden Lockdown kommen wir so nur sehr zäh und stückweise heraus. Der Stresspegel in den Krankenhäusern dürfte ferner in 2021 deutlich länger andauern und den Peak vom Jahreswechsel vermutlich übertreffen.

Aufgrund der Impfungen in den Hochrisikogruppen wird das vor allem die Intensivstationen betreffen, während die Sterbezahlen vielleicht nicht mehr die alten Höchststände erreichen. Aber Ruhe werden wir in den Krankenhäusern in 2021 vermutlich gar nicht mehr sehen und das bereits erschöpfte System mit so einer Dauerbelastung weiter zu betreiben, ist unverantwortlich – für das Personal wie für alle Patienten, gleich welcher Erkrankung.

Für die öffentliche Debatte und die politischen Entscheidungen bedeutet dieser ambivalente Trend schlimmstenfalls, dass die Hängepartie sich von den jeweiligen Seiten weiter begründen lässt: Katastrophe im Sinne von Triage wie in Paris fällt aus, also weiter Öffnungsdebatten führen, Wachstum bleibt aber zäh auf Verdopplungstrends, so dass sich auch keine wirkliche Entspannung ergeben kann.

Ein kurzer und wirksamer Lockdown jetzt plus Verzicht auf Auslandsreisen wäre natürlich für alle Aspekte, auch für die ökonomischen, viel klüger. Angesichts dieser für B117 durchaus „relativ guten“ Entwicklung werden wir das in unserer politisch/gesellschaftlichen Lage gerade nicht hinbekommen.

Die Idee, als Zielsetzung die Kapazitäten des Gesundheitssystems zu kommunizieren, dürfte einer der größten Fehler in dieser Krise gewesen sein. Das hat niemals so funktioniert, wie man sich das vorstellte, führt zu einer deutlichen Verlängerung von Schließungsmaßnahmen und über das Jahr auch gesundheitlich zu einem Dauerleiden mit entsprechenden Opferzahlen. Dieser Kurs wird aber vermutlich nicht mehr zu verlassen sein. Zu viele in der Gesellschaft beharren darauf, dass allenfalls die drohende Überlastung der Kliniken ein Argument für Schließungen sein kann. Dass genau dieser Fehler die Dauer der Schließungen maximiert, ist leider nicht mehr vermittelbar.

So wird Deutschland in der Bilanz vermutlich weiterhin das Land sein, welches die Wellen flacher, aber zugleich viel breiter gestaltet hat. Gut ist das nicht, der Preis der Pandemie wird nicht in der Spitze der Kurven gemessen, sondern in der Fläche darunter.

 

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