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Politischer Korrespondent gegen Wissenschaftsjournalisten: Wie man Daten richtig interpretiert!

Interessanter Unterschied in der Interpretation von datenbasierten Studien durch einen politischen Korrespondenten in der FAZ sowie durch einen Wissenschaftssjournalisten in Spektrum.
Ersterer meint festzustellen, dass trotz Impfungen eine hohe Quote an Sterbefällen durch die Delta-Variante auftritt: https://www.faz.net/…/delta-in-grossbritannien…
Wenn man die Zahlen dieses sagen wir mal irritierenden Berichts liest, müsste man den Eindruck haben, dass die Impfungen das Risiko gar erhöhen. Anders Spektrum: https://www.spektrum.de/…/covid-19-delta…/1884388
Hier wird berichtet, dass Delta offensichtlich auch für geimpfte gefährlicher als Alpha ist, dass die Impfungen insgesamt aber auch gegen Delta eine hohe Wirksamkeit haben.
Richtig muss es also lauten: Die Impfungen wirken gegen Delta etwas weniger hoch als gegen Alpha. Zudem deutet sich an, dass die – wenigen! – Fälle, in denen Delta den Impfschutz überwindet, oft sehr schwer verlaufen. Der Unterschied der beiden Berichte liegt in der Tatsache, dass der politische Korrespondent die Daten zu den Infektionsgefahren „übersehen“ hat.
Die Datenlage zu Delta ist noch gering, da absolut höhere Zahlen bisher nur in UK erforscht werden. Die Ergebnisse dürften daher schwanken. Derzeit lauten die Schätzungen: Zwei Drittel infektiöser als Alpha, biologisch gefährlicher, vor allem für Jüngere. Impfschutz etwas geringer wirksam, aber bei hoher Impfquote ausreichend, um Delta zu stoppen.
Die bisher ablesbare Konsequenz: i) Deutschland erreicht bis Ende August keine ausreichende Impfquote, die vierte Welle ist aufgrund des Verhaltens von Politik und Gesellschaft „gebucht“ (um mal den touristisch/freizeittechnischen Begriff zu verwenden), ii) trotz hoher Impfquote sind spürbare Belastungen des Gesundheitssystems nicht auszuschließen, iii) insbesondere für ältere und vorbelastete Personen ist die Impfung keine Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung, iv) insbesondere die geringe Impfquote Jüngerer dürfte Ausbreitung und Schäden in dieser Kohorte bedeuten, v) das Narrativ „Kinder betrifft es nicht“ könnte sich als Verbrechen am Nachwuchs herausstellen, vi) die Stiko muss die Gefahrenlage für Kinder anders bewerten, vii) alle Optionen für Beschleunigung der Impfung sind ergebnisoffen zu prüfen, von Kampagnen zur Aktivierung der Impfverweigerer bis zur Verkürzung der Abstände, denn mehr schwächere Zweitimpfungen sind möglicherweise in Summe wirksamer, als Erstimpfungen.
Das Thema ist nicht vorbei und jeder Tag von Sorglosigkeit und Versäumnis wird durch fünf Tage Stress bezahlt. NoCovid wäre in Europa jetzt einfacher denn je – und nun zum Fußball …

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