empty hospital bed inside room

Intensivbetten-Schwindel?

Natürlich fallen vor allem die Springer-Medien wegen der „Intensivbettenlüge“ über Jens Spahn und dann zugleich die gesamten Begründungen für die Corona-Maßnahmen her. Die FR berichtet etwas ausgewogener.
Zunächst sollten wir allen Betroffenen erst mal Gelegenheit bieten, zum Bericht des Rechnungshofs Stellung zu beziehen. Dennoch: Nach der Maskenaffäre, den Schnelltests und nun der Abrechnung der Intensivbetten darf man, ob nun betrogen wurde oder nicht, Spahn und seinem Ministerium den auch nur minimalen Sachverstand für die Steuerung ökonomischer Prozesse absprechen. Die Masken mussten zu teuer werden, die Schnelltests konnten nur sinnlos wuchern und bei den Betten muss man jetzt sagen: Wer eine Prämie für den Fall der Knappheit auslobt, muss damit rechnen, dass er damit Knappheit erzeugt. Wie kann man nur so einen Fehlanreiz setzen?
Dabei geht es sekundär um die Verschwendung von Mitteln, denn dafür ist die Krise insgesamt viel zu teuer. Aber Spahn muss sich schon fragen lassen, ob seine Fehlanreize neben Mittelverschwendung möglicherweise auch eine bessere Leistung verhindert haben. Wenn beliebige Masken zum Wucherpreis in den Markt gedrückt werden können, muss kein Anbieter sich um bessere Qualität bemühen. Wenn jedermann zum Wucherpreis ohne Qualitätskontrolle Schnelltests anbieten kann, muss sich niemand um sorgfältige Leistung kümmern. Wenn man dafür bezahlt wird, Kapazitäten zu verknappen, mag es passiert sein, genau das zu tun – zumindest wird ein Ausbau ja sogar bestraft. Ob wir also jeweils beste oder maximale Leistungen gesehen haben, darf man ernsthaft bezweifeln. Diese Fälle werden in Lehrbüchern landen – auf der Abschreckungsseite.
Dennoch: Bei aller berechtigten Kritik an diesen ausgesprochen merkwürdig, ja geradezu stümperhaft gestalteten Anreizsystemen geht die Springer-Presse nun deutlich zu weit: Daraus abzuleiten, die Corona-Maßnahmen seien überzogen gewesen, gibt diesen Betten eine Bedeutung, die sie egal in welcher Zahl nie hatten. So lange dies aufgrund fehlender Behandlungsmöglichkeiten mehrheitlich nur Sterbe- oder LongCovid-Vorbereitungsbetten sind, ist jedes belegte davon eines zu viel.
Hier rächt sich natürlich, dass die Bundesregierung und auch die Kanzlerin selbst, diese verheerende Zielsetzung der „Kapazitäten“ dieser Betten kommunizierte. So hat sich in Kreisen von Ignoranten das Narrativ durchgesetzt, diese Betten seien sinnvollerweise auszulasten, bevor man handelt.
Abgesehen von der Tatsache, dass ein exponentieller Prozess nicht an so einer Grenze halt macht, sollte jeder mit genug Humanismus ausgestattete Mensch nicht jubeln, wenn in vierstelliger Zahl Mitmenschen gerade in dieser Lage „behandelt“ werden.
Die Springers sollten sich schämen und Spahns Team mal einen Grundkurs Ökonomie belegen – oder das besser anderen überlassen.

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