Möglicherweise gute Nachrichten ausgerechnet aus UK: Die dort als dritte Welle gezählte scheint früher als erwartet zu brechen. Es ist noch zu früh, das als gesichert zu sehen, da der letzte Öffnungsschritt der Regierung gerade mal sieben Tage her ist. Es könnte auch daran liegen, dass es einen Wechsel in den Hotspots gibt, dass Delta sich also in den bisherigen erschöpft und nun in neuen den nächsten Anlauf nimmt, wie die beiden Bilder vom lokalen Geschehen zeigen.
Hier die Hotspots der dritten Welle, die eher im Norden und im Westen lagen.
Und hier die aktuellen Veränderungen, die zeigen, dass Delta vor allem im Osten sowie in Irland am stärksten wächst, nun also neue Hotspots aufbaut.
Insofern sind noch einige Tage abzuwarten, um einen Bruch der Welle zu bestätigen, aber die letzten Daten machen Hoffnung, dass Delta doch schneller bricht, als zu erwarten war.
Auch bei uns ist die Geschwindigkeit leicht reduziert. Sie lag zu Beginn der vierten Welle bei einer Verdopplung von acht Tagen, jetzt geht es in Richtung zehn Tage. Das mag aber auch mit den Ferien in Deutschland liegen und die eigentliche Herausforderung steht noch bevor: Urlaubsrückkehrer plus Ferienende plus weiterer Öffnungen plus kälterem Wetter.
Die nun wieder wie 2020 oft gestellte Forderung, man müsse doch auf die Hospitalisierungen und die Sterbefälle achten, die Inzidenzen nicht als Maß aller Dinge betrachten, ist tatsächlich Unfug. Das zeigt sich auch in UK, denn wie ein Uhrwerk folgen die klinischen Daten weiter den Inzidenzen. Auf diese muss also niemand warten. Was sich in UK aber zunehmend bestätigt, ist die Wirksamkeit der Impfungen – auch gegen Delta. Die klinischen Daten verlaufen ca. 45% bis 50% niedriger als bei den Wellen ohne Impfschutz. Das ist recht genau die erwartbare Dämpfung dieser Kurven.
Deutlich stärker ist die Dämpfung der Sterbefälle. Das resultiert wegen des vergleichsweise hohen Impfschutzes in den Risikogruppen und natürlich auch wegen der vor allem in UK erschreckenden Sterbefallzahlen dieser Gruppe während der vorherigen Wellen. Die Sterbefälle verlaufen bis zu 70% unter den vorherigen Wellen, wobei es für diese Bewertung ebenfalls noch zu früh ist. Man erkennt ja an den Kurven zur Dritten Welle, dass hier die Hospitalisierungen und auch die Sterbefälle den Peak noch nicht erreicht haben.
Die Entwicklung der klinischen Daten ist keine Überraschung, sie bestätigen die Wirksamkeit der Impfstoffe auch gegen Delta. Sollte sich jedoch dieser frühe Peak der Infektionen bestätigten, wäre das eine Überraschung und zwar endlich mal eine positive. Über die Ursachen kann man nur spekulieren, zunächst sollte sich der Trend stabilisieren. Aber es könnte sein, dass der Impfschutz vielleicht doch eine bessere Eindämmung auch der Infektionen ermöglicht, als zu erwarten war. Eine andere Erklärung ist nicht ersichtlich – aber warten wir das zuerst mal ab.
Was jedoch ebenfalls zu erwarten war, ist die Zunahme von jüngeren Patienten unter Beatmung, vor der nun Ärzte in UK warnen (https://www.theguardian.com/world/2021/jul/25/seriously-ill-young-people-in-current-covid-admissions-expert-warns).
Wir sehen also ein in der Quote niedrigeres Geschehen in den Krankenhäusern, aber dabei deutlich jüngere Betroffene. Dabei ist zu beachten, dass vor allem hospitalisierte Patienten ein ganz erhebliches LongCovid-Risiko tragen. Dieses Merkmal spielt leider in der Öffentlichkeit eine zu geringe Rolle. Wir wurden „konditioniert“, auf die Sterbefälle zu achten, was definitiv falsch ist. Ein junger LongCovid-Patient verliert viel mehr Lebensjahre als ein über 80-Jähriger, die Hauptopfer der früheren Wellen. Leider werden wegen der Impfprioritäten auch Kinder dabei sein.
Ob diese guten Nachrichten sich bestätigen bleibt abzuwarten. Falls es in UK so weiter läuft, wäre das erneut ein Hinweis auf den großen Wert der Impfungen und das sollte hoffentlich als Signal gesehen werden, den Impfschutz weiter aufzubauen – auch für Kinder!