brown wooden fence near green trees during daytime

Der wahre Plan zeichnet sich ab

Das Projekt nimmt Konturen an und es wird über das vermeidbare Chaos in Kabul hinaus vermutlich gelingen. Die Taliban erhöhen systematisch in Kabul den Druck auf den Flughafen, erschweren Zugänge, provozieren unkontrollierbaren Druck von Menschenmassen, in denen bereits Opfer zu beklagen sind. Konsequenz ist, dass erneut Maschinen nicht ausgelastet werden, die „Luftbrücke“ wird schrittweise ausgetrocknet und es ist klar, dass es nur noch darum geht, wie lange die USA brauchen, ihre eigenen Bürger zu evakuieren. Sobald deren Interesse schwindet, zerbricht das letzte Engagement dort endgültig.
Zugleich mehren sich die Berichte, dass die Evakuierung von Ortskräften in nennenswerter Zahl nicht möglich ist und das dürfte auch bereits lange bekannt sein. Eine frühzeitige Ausreise dieser Menschen wurde – Arte brachte gestern einen erhellenden Bericht – entgegen derer Bitten abgelehnt. Die Leute vor Ort haben bereits lange gesehen, was passieren wird – und gewiss nicht nur die. Nun geht es nicht mehr und die GIZ zahlt sogar Bleibeprämien, in der Hoffnung, die Situation damit „humaner“ zu regeln.
Parallel zu dieser Entwicklung riegelt Europa sich gegen eine Fluchtwelle auf dem Landweg so weit weg wie möglich ab. Die Türkei errichtet bereits seit Monaten eine Mauer an der Grenze zum Iran. Man wusste also sehr wohl, was man vorbereitet und wie man es tut. Der Iran und Pakistan als direkte Nachbarn Afghanistans sind mit Sicherheit auch Teil des Plans.
Dieses Projekt steht schon länger. Umfassende Evakuierungen jenseits der eigenen Bürger waren nicht Bestandteil. Der Kollaps des afghanischen Staates hingegen schon. Der einzige Unfall dürfte dessen Geschwindigkeit sein. Ansonsten klappt das ganz gut.
Alles anders lautende sind Lippenbekenntnisse. Das stört sehr. Jahrelang wurde uns erzählt, die Deutschen Interessen müssten am Hindukusch verteidigt werden – das Bush-Narrativ also übernommen. Nun ziehen wir unter Verrat unserer Helfer durch die Hintertür ab und bekommen noch verlogene Krokodilstränen unserer Politik über die humanitäre Katastrophe.
Außenpolitik ist selten aufrichtig. In kaum einem anderen Gebiet der Politik wird so gebogen und gelogen – untereinander und gegenüber den eigenen Bürgern. Auch das sollte sich ändern. Zumal jeder einigermaßen Informierte das bisherige Narrativ niemals glauben konnte und der Masterplan des Abzugs ist auf Dauer auch nicht zu verschleiern.
Als Bürger fühlt man sich durch solche leicht durchschaubaren Spielchen nicht nur getäuscht, sondern man gewinnt auch noch den Eindruck, für dumm gehalten zu werden. Das ist keine angenehme Kombination. Die Politik nährt eine seit Dekaden wachsende Vertrauenskrise. Die wird offensichtlich immer gefährlicher. Leider zeigt der aktuelle Wahlkampf keine Besserung.

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