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Die Delta-Wellen lassen erste Aussagen zu

Der Vergleich der verschiedenen Delta-Wellen, den ich regelmäßig vornehme, zeigt zunehmend einige Erkenntnisse, die durch viele Studien aus UK und Israel bestätigt werden und die sich vor allem in einem Satz zusammenfassen lassen: Die Impfungen wirken sehr gut, aber nicht viel länger als sechs Monate. Zudem dämpfen die Impfungen das klinische Geschehen nur, wenn die Impfquote hoch ist.
Das Chart legt nahe, dass es unter Delta in den Ländern mit noch jüngeren Impfungen und hoher Impfquote zu einer Begrenzung des Infektionsgeschehens auf hohem Niveau und einer des klinischen Geschehens auf etwas niedrigerem Niveau kommt. Beim „Vorreiter“ UK ist der rasche Zerfall gestoppt und in einen sehr flachen Aufwärtstrend gewechselt. In den USA sinkt der Aufwärtstrend, in vielen Ländern entwickelt sich ein Seitwärtstrend. Nun sehen wir diese durchaus nennenswerten Wellen im Sommer. Es ist daher zu erwarten, dass wir im Herbst ähnliche Muster auf höherem Niveau zu erwarten haben.
Das klinische Geschehen wird Studien aus UK und den USA zufolge von Ungeimpften dominiert, insbesondere bei den ganz schweren Fällen. Es zeigt sich aber, dass Delta offensichtlich hier noch genug Opfer findet, zunehmend Jüngere und in den USA fürchtet man anhand der ersten Delta-Wochen auch erhebliche Folgen für Kinder.
Die große Ausnahme ist Israel sowie bei älteren Patienten auch die USA, die diese Gruppe ja ebenfalls sehr früh geimpft hatten. Hier zeigen sich sowohl beim Infektions- als auch beim klinischen Geschehen die zeitlichen Grenzen der Impfwirkung. Beide Länder haben daher begonnen, bereits ab 50 Boosterimpfungen vorzunehmen.
Für Deutschland sind die Konsequenzen absehbar. Die hier etwas später begonnene Delta-Welle wird noch eine Weile weiter steigen. Sie beschleunigt aktuell auch eher. Bei unserem noch relativ jungen Impfschutz wird es vorerst beim klinischen Geschehen Ungeimpfte treffen, jedoch keinesfalls so wenige, wie manche hoffen. Wenn die ersten US-Daten zu Kindern sich bestätigen, leider auch ganz junge Patienten.
Im Herbst dürfte sich diese Entwicklung überall auf höherem Niveau fortsetzen. Wir werden dann vom zeitlichen Ablauf ebenfalls Booster-Impfungen benötigen, letztlich alle. Das ist keine Überraschung, die meisten Experten hatten mehrere Impfrunden erwartet. Beginnen sollte das bei den zuerst Geimpften aus dem Frühjahr. Die Impfquote muss natürlich auch noch wachsen, um das Geschehen insgesamt zu dämpfen.
Leider zeigen diese Daten aber auch, dass das Infektionsgeschehen durch Delta nur gedämpft, aber wegen der vielen Impfdurchbrüche nicht zu stoppen ist. Das wird zur Gefahr für Ungeimpfte jeden Alters und für diejenigen mit relativ „alter“ Impfung.
Wir werden daher in den nächsten Wochen wieder Gegenmaßnahmen erleben. Die Politik scheint diese auf Ungeimpfte zu fokussieren, indem bestimmte Freiheiten nur Geimpften, Genesenen oder Getesteten offen bleiben.
Dass parallel die Test- und Impfkapazitäten abgebaut werden, ist nicht nachvollziehbar. Wir brauchen beides sehr bald wieder in großer Kapazität. Das gilt auch für die Hersteller der Impfstoffe. Hier dürfen die Bemühungen keinesfalls stoppen, denn der Plan muss lauten, die ärmeren Länder möglichst bald mit Erst- und Zweitimpfungen zu versorgen und parallel die Industrieländer mit Drittimpfungen.
Das ist mal wieder vollkommen klar und zugleich baut die Politik Ressourcen ab. Das entspricht erneut nicht den Erkenntnissen.

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