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Die Diskussion über die Kapazitäten des Gesundheitswesens hatte nie einen Wert

Die Diskussion über Grenzwerte zur Pandemiebewertung geht mit der vierten Welle wieder los. Sie ist genauso verfehlt, wie die bisherigen. Das Ziel, letztlich die Kapazitäten des Gesundheitswesens als Grenze zu setzen, fiel nämlich vom politischen Himmel und wurde seinerseits nie diskutiert. Dabei ist genau dieser Plan großer Mist, das haben Wissenschaftler schon im April 2020 erkannt. Der Plan bedeutet nämlich, die Pandemie auf einen unkontrollierbaren Level laufen zu lassen, um dann mit äußersten Mitteln zu reagieren. Das hat uns fast 100.000 Opfer und elend lange Lockdowns beschert.
Nun sind aufgrund des Impfschutzes die Kapazitäten kaum mehr gefährdet. Noch ist nicht sicher, wie weit man die Epidemie laufen lassen kann, denn in Ländern wie UK, NL, PT, IRL scheint die Infektionswelle ihren Zenit zu erreichen, die Krankenhausdaten steigen aber immer noch – wann diese kippen, weiß man also noch nicht genau, aber selbst in diesen Ländern mit sehr schnell eskalierenden Delta-Zahlen dürfte das Gesundheitswesen nicht mehr an seine Grenzen kommen.
Nimmt man also dieses Ziel weiter als Maßstab, kann man die Pandemie wie die Briten laufen lassen oder wie in den übrigen Ländern mit maßvollen Eingriffen (in NL beispielsweise gezielt beim Nachtleben) reagieren.
Erneut wird aber nicht offen diskutiert, was das bedeutet. Einen Lockdown haben wir dieses Mal nicht zu befürchten, das legen die Entwicklungen in den genannten Ländern nah. Das neue Risiko lautet nun LongCovid, insbesondere für Jüngere und Kinder. Es gibt Studien, die es mit 10%-20% in der Gesamtpopulation beziffern. Demnach müsste es in Deutschland zwischen 500.000 und 1 Million solcher Fälle bereits geben. Dass wir darüber angeblich nichts wissen und den Faktor daher auch nicht bei der Bewertung der Pandemie berücksichtigen können, muss man fast als Absicht bezeichnen.
Wie viele aus der aktuell noch ungeimpften Bevölkerung, also Jüngere und insbesondere Kinder, diesem Risiko ausgesetzt sind, wäre jedoch die eigentliche Grundlage für unsere Bewertung der Pandemie – und auch für die Impfempfehlungen.
So muss man leider feststellen, dass wir erneut über Risiken diskutieren, die wir gar nicht richtig einordnen. Im letzten Jahr war das der Irrsinn mit der Auslastung von Beatmungsplätzen, nun ist es der Blindflug mit den LongCovid-Risiken. Dass wir die nach nun 1-1/2 Jahren Pandemie nicht einzuschätzen wissen, ist nicht akzeptabel. Die Diskussion über die Beatmungsplätze können wir uns schenken, dieser Parameter hatte nie einen Wert.

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