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Die strukturellen Asymmetrien im Finanzsystem nehmen zu

Die Notenbanken kaufen den Markt der Staats- und Unternehmensanleihen leer, um die Zinsen zu drücken. Folge ist, dass größere Unternehmen mit Zugang zum Anleihemarkt dort unnatürlich günstige Finanzierungen ohne größere Kreditprüfung erhalten. Das führt zugleich zu einer Negativauslese derjenigen, die sich noch um Bankkredite bemühen. So bauen die Notenbanken eigene Kreditrisiken auf, die sie gar nicht mehr überblicken und zugleich treiben sie die schlechtesten Risiken in die Bankbilanzen.
In den USA kommt noch der Hypothekenmarkt hinzu, in dem die FED ebenfalls aktiv ist. Das erleichtert Hausfinanzierungen enorm und erneut landen die schlechtesten Risiken bei den Banken. Die müssen das aber nehmen, um überhaupt noch Geschäft zu machen.
Das wirkt preistreibend am Immobilienmarkt. Und prompt machen Amerikaner vermehrt wieder den Deal, das eigene Haus mit einer leicht erhältlichen weiteren Hypothek zu belasten, um dafür ein Auto oder neue Haushaltsgeräte zu kaufen. Damit steht dem Kredit aber kein Wert gegenüber, wie das etwa bei einem Anbau oder einer Modernisierung wäre. Das „rechnet“ sich nur, weil der Preis gestiegen ist und die große Gefahr ist, dass es implodiert, wenn der Preis mal wieder sinken sollte.
So ist die Finanzkrise 2007 ausgelöst worden. Dabei waren die Zocker-Hypotheken in Kalifornien nur der Auslöser eines Zusammenbruchs, der viele weitere strukturelle Probleme im Finanzsystem aufdeckte – beispielsweise im Euro-System.
Covid-19 hat genug Stress ins System gebracht. Die Ausweitung der Bilanzen der Notenbanken war notwendig. Dieses moderne Instrument muss genutzt werden. Aber es erzeugt Kollateralschäden sowie die Aggregation von Risiken. Das sollte stärker beachtet werden, sonst fliegt uns das beim nächsten größeren Problemfall wieder um die Ohren – sei es ein kleiner Preisrückgang der Immobilien in den USA oder eine doch noch kommende Insolvenzwelle wo auch immer. Dieses Finanzsystem wird von Quartal zu Quartal weniger resistent gegen eine größere Herausforderung.
Die FED hat das schon länger erkannt und nach einigen Bremsversuchen vor der Reaktion der Kapitalmärkte kehrt gemacht – auch auf Druck von Donald Trump. Für den Herbst kündigt sie nun an, Gas raus zu nehmen. Das muss jetzt mal gelingen, sonst überwiegen die Schäden bzw. Risiken den Nutzen. Die EZB wird sich dem dann hoffentlich nicht lange entziehen.
Das Instrument ist zu wichtig, um es zu überreizen und dadurch zu beschädigen.

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