Ohne Impfungen wäre dieses DIVI-Bild der traurige Normalfall. Es erläutert den Irrsinn, von der unkritischen Infektion Jüngerer zu reden, denn früher oder später erfolgt immer eine Diffusion in die Gesamtbevölkerung. Daher ist es absolut typisch, dass beim Aufbau einer Welle anfangs bis zu den Intensivstationen relativ viele Jüngere das Geschehen kennzeichnen, bis dann nach erfolgter Diffusion die höheren Risiken Älterer durchschlagen.
Das Bild ist definitiv eine Warnung an Jüngere, denn erkennbar führt Delta hier zu mehr sehr schweren Erkrankungen als zuvor. Ob das an der höheren absoluten Fallzahl oder einer höheren Gefährlichkeit von Delta liegt, ist unbekannt, sollte aber für die persönliche Haltung keine Rolle spielen.
Gesellschaftlich relevant ist aber die erneut hohe Belastung des Gesundheitswesens durch Ältere. Die U50-Belegungen könnten die Krankenhäuser ohne Stress bewältigen.
Die entscheidende Frage lautet für mich: Wo kommen nun die Fälle Älterer her. Denn wir haben ja im Unterschied zu bisherigen Wellen Impfungen. Leider habe ich keine Daten dazu gefunden, wie viele von den nun wieder am stärksten betroffenen Älteren ungeimpft sind – und wie viele keinen rechtzeitigen Booster erhalten haben.
Wenn man den sehr steilen Anstieg erst im November sieht, der zudem Ü50/60/70, aber auffällig eben nicht Ü80 zu erkennen ist, liegt leider der Verdacht nah, dass wir hier (auch) diese vier bis sechs Monate mit rückläufigem Impfschutz und zugleich die leider viel zu langsame Booster-Kampagne, die anfangs ja Ü80 fokussierte, erkennen müssen. Wir würden dann sogar zwei Dinge erkennen: Die hohe Wirksamkeit der Booster-Impfungen selbst in der Hochrisikogruppe, leider aber auch die Folgen des politisch/organisatorischen Versagens.
Das muss aufgeklärt werden. Falls die Verzögerung der Booster-Kampagne, die ja immer noch nicht den Stand hat, der notwendig wäre, hier bis in die Krankenhäuser durch schlägt, sprechen wir von einer hohen Verantwortung für schwere Erkrankungen, Sterbefälle und auch für die nun wieder erforderlichen Gegenmaßnahmen.
Gewiss kommen hier auch die nach unterschiedlichen Quellen bis zu 15% ungeimpften Älteren hinzu. Die tragen die Folgen ihrer Dummheit zunächst mal selbst, aber in der großen Zahl führt es zu Folgen für uns alle.
Daher müssen gerade in der hitzigen Debatte um die Impfungen diese Zahlen differenziert werden. Auch wenn viele Impfdurchbrüche dabei sind, müssen wir die Diskussion aushalten, die sich dann wieder in Richtung „nutzlose Impfungen“ bewegen wird. Solche Ausweichdebatten können wir ohnehin nicht verhindern.
Transparenz ist so oder so notwendig – auch für die weitere Begründung von Gegenmaßnahmen. Wenn hier fehlende Booster der Grund sind, müssen wir ggf. eine Verschärfung prüfen, um das politisch/organisatorische Versagen zu kompensieren, bis der Booster-Schutz ausreichend da ist. Wenn es fahrlässig unterlassene Impfungen sind, eher nicht, dann ist 2G vollkommen begründet und ausreichend.
Es macht keinen Sinn, solche Diskussionen zu vermeiden. Wir brauchen transparente Daten.