derspecht

Das Weltgeschehen bewertet durch die Dichter und Denker

Wir sollten gelernt haben, dass auch 2022 ein Krieg in Europa möglich ist, wenn er möglich ist, also militärisch gewonnen werden kann und der Preis als angemessen empfunden wird. Diese Entscheidung fällt abschließend in Moskau. Außerhalb kann der Preis gesteigert werden. Das passiert gerade. Dabei vertreten Amerikaner amerikanische Interessen, Franzosen französische, Deutsche deutsche. So etwas wie europäische gibt es nicht und das macht das Spiel so schwierig, denn wer den Preis für Moskau treiben möchte, muss die Gegenbuchung insbesondere in Europa verteilen. Wer behauptet, das abschließend bewerten zu können, verdient momentan wohl eher Skepsis denn Respekt.

In den Medien glaubt man sich aber an den kalten Krieg erinnert. Hinzu kommt inzwischen die Detailbeobachtung in den Sozialen Medien, wie das in diversen Lagern aufgenommen wird. Leider sind wir wohl nicht wesentlich über die Narrative des jeweils bösen Russen oder Amerikaners hinaus gekommen. Diese entsprechenden Erklärstückchen von maximal einer Schreibmaschinenseite (gibt es das Wort noch?) verdienen nun wirklich allenfalls Missachtung.

Neu ist vielleicht die Erzählung von den doofen Deutschen, die sich vorzugsweise an der Diskussion eines Kleidungsstücks des Regierungschefs entzündet. Putzig diejenigen, die sich diesbezüglich mit Kommentaren über das Weltgeschehen öffentlich äußern und dies anhand eines Pullovers zu bewerten glauben. Aber das Land der Dichter und Denker hat eigentlich ohnehin keine Zeit für dergleichen, denn es ist vollkommen absorbiert ob der Frage, wie man die DichterInnen und DenkerInnen in ausreichender Zahl zu einem Piecks bewegen könnte, damit sich im kommenden Winter die Gastronomen wieder ihrer Küche und weniger der Kontrolle kontrovers festgelegter G-irgendwas Zertifikate widmen können.

Wie glücklich wir doch sein können, gerade nicht in der Ukraine zu leben. Oder in Regionen ohne Impfstoffe. Wissen wir wenigstens das?

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