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Delta und Omicron lehren, wie es im nächsten Winter weiter gehen könnte

Da der Bundesgesundheitsminister sich gegenüber dem Generalsekretär einer Partei, die sich mit den Buchstaben „C“ und „S“ schmückt, rechtfertigen musste, auch auf Sterbezahlen zu achten, lohnt ein Überblick derselben. Achtet man auf die täglichen Zahlen im laufenden Winter (Chart 1), so kann man feststellen, dass die Delta- und die Omicron-Wellen höchst unterschiedlich verlaufen sind. Während Delta in Ländern mit hoher Immunität in der Bevölkerung (UK, Dänemark) fast gar nicht stattfand, sind in den übrigen Ländern hohe Sterbefallzahlen zu beklagen gewesen. Im DACH-Bereich, der sich während der gesamten Pandemie sehr ähnlich entwickelte, ist es bekanntlich zu einer Grenzbelastung des Gesundheitswesens gekommen.
 
Anders jedoch die Omicron-Welle, die im DACH-Bereich eher flacher ausgefallen ist, während hier die Länder mit den enorm hohen Infektionszahlen auch bei den Sterbefällen Tribut zollen mussten, die auf Maßnahmen weitgehend verzichteten. Tatsächlich haben über die Omicron-Welle die Maßnahmen gegenüber der bestehenden Immunität den größeren Ausschlag ergeben. Im DACH-Bereich darf man schon von einem relativen Erfolg sprechen, die Maßnahmen nicht zu früh aufzuheben.
 
Nun ist weder dieser Winter, noch die Pandemie vorbei. Das Beispiel Israel mahnt, dass gerade bei Omicron eine sehr schnelle Entwicklung möglich ist. Gleichwohl zeigen inzwischen endlich auch die Sterbefallzahlen auf eine Erschöpfung der Winterpandemie 21/22 hin. Es macht insofern selbstverständlich Sinn, die Rücknahme von Maßnahmen zu diskutieren und bei weiterer Entspannung auch durchzuführen. Ob man dafür politisch gesetzte Termine braucht, darf bezweifelt werden, denn die senden nun mal ein verheerend dämliches Signal. Noch wichtiger wäre es hingegen, auf den nächsten Winter zu schauen und die Rücknahme von Maßnahmen so zu diskutieren, dass deren nächste Fortsetzung nicht gleich absehbar ist.
 
Schaut man auf die (bisherige) Gesamtbilanz der Pandemie (Chart 2), so erkennt man, dass Immunität über Impfungen ethisch derjenigen über Infektionen zweifellos überlegen ist. Hinzu sollten Maßnahmen ergriffen werden, wenn es mit den Impfungen nicht gelingt, die Zahlen ausreichend zu reduzieren. Letzteres hat mit unserem Willen – also der Impfquote – und mit einem biologischen Prozess – den Mutationen – zu tun. Wir können uns also klugerweise vorbereiten, ohne „Garantien“ zu verlangen, man kann aber auch tatsächlich den Standpunkt teilen, dass man auf diese Daten nicht weiter zu achten hat.
 
Insofern wäre neben der Rücknahme der Maßnahmen in den kommenden Wochen klarzustellen, dass wir ohne einen guten Impfschutz, dessen Voraussetzungen wir in den nächsten Monaten und natürlich nicht jetzt festzustellen haben, keinesfalls in den nächsten Winter gehen sollten. Ferner sollten wir feststellen, dass politischer Wille hin oder her, der hohe Impfschutz eine gute, ja kluge Voraussetzung, aber keine Gewährleistung dafür ist, im kommenden Winter ohne weitere Maßnahmen auszukommen. Falls notwendig, sollten wir insofern insbesondere den Willen aufbringen, uns die Freiheit zu nehmen, gelegentlich weiterhin ein Stück geeigneten Stoffes über Mund und Nase zu decken.
 
Denn: Es gibt weitaus schlimmeres, Chart 2 wäre dazu ein Hinweis – wenn man nicht der hoch intelligenten Feststellung folgen möchte, dass ja immer gestorben wird. Im Einzelfall wird nach wissenschaftlicher Erkenntnis übrigens genau ein Mal gestorben.
 

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