Ich hatte wie so viele zwischenzeitlich auch ungebetenen Besuch von Omicron. Wie ebenfalls bei sehr vielen kam nun längst nach Ablauf der Quarantäne-Frist per Post der Brief vom Gesundheitsamt mit der Aufklärung derselben sowie der obsoleten Auskunft zu Kontaktpersonen in Form eines erkennbar, zudem erkennbar schlecht mit MS-Word „gebastelten“ Fragebogens. Kontakte gab es nur zwei, die hatte ich selbst benachrichtigt und es ist glücklicherweise nichts passiert. So endete dieser Omicron-Abzweig also bei mir und ich hatte natürlich seitens des Gesundheitsamts keine Unterstützung erwartet.
Dass die trotzdem diesen auch für das Amt erkennbar überflüssigen Brief überhaupt noch absenden, gehört inzwischen wohl zu den traurigen Treppenwitzen, an die wir uns gewöhnt haben. Gewundert hat es mich in der Tat nicht, aber hinnehmen sollten wir das keineswegs. Es ist ein Affront für jeden Bürger, was da passiert. Dass die Landesfürsten in unheilvoller Gemeinsamkeit mit deren Gebietsfürsten dieses System gegen jeden Vorschlag der zentralen Digitalisierung durchgesetzt haben, ist letztlich – ich nutze das Wort nicht inflationär – nichts anderes als ein Staatsversagen mit Ansage.
Wie dieses System tickt, erkennt der Bürger nun offensichtlich daran, dass die sich nicht mal schämen, ihre Hilflosigkeit auch noch selbst zu dokumentieren, indem sie diese Briefe stereotyp weiter zustellen. Was muss in den Köpfen der Verantwortlichen für dieses wiederholte Desaster vorgehen, diese Peinlichkeit nicht mal abzustellen. Was halten die von uns Bürgern, uns solche Frechheiten per Post zuzumuten?
Dieses System ist pünktlich und absehbar in jeder Welle bereits beim ersten Anstieg in die Knie gegangen. Es hat zu keiner Zeit funktioniert, wenn es wirklich gebraucht wurde. Der Expertenrat der Bundesregierung hatte im Dezember den Rückstand in der Digitalisierung mehr als deutlich angesprochen. Die Missstände reichen weiter, aber dieser Teil des föderalen Systems gehört ganz wesentlich dazu.
Man hat zur Modernisierungsforderung des Expertenrats leider nichts mehr gehört. Die Gesundheitsämter und auch die Ministerien der Länder machen jedoch Personalbedarf geltend. Dieser alte Hobel soll also mit mehr Leuten weiter betrieben werden. Das ist ein erkennbares perfides Macht- und Selbsterhaltungsspiel, gegen das wir auf die Barrikaden gehen sollten. Mit Blick auf den Planeten haben wir zu Ländern wie Südkorea mit deren hocheffizienten digital unterstützten Eindämmungsmaßnahmen ohnehin einen beliebigen Rückstand, aber nun sind uns viele Europäer von der Testinfrastruktur bis zur Planung und Organisation von Impfungen auch noch enteilt.
Dieser Teil einer hoffnungslos veralteten behördlichen Infrastruktur ist nur Teil des digitalen Museums unserer Verwaltungen. Aber hier könnte man ja mal anfangen mit der versprochenen Modernisierung. Und der Anfang vom Anfang könnte sein, den Behördenchefs zu untersagen, die Bürger mit solchen Dokumenten der Unfähigkeit weiter zu beleidigen.
Abschließend der Hinweis, dass ich damit nicht die vielen Mitarbeiter und Helfer der Gesundheitsämter adressiere. Die haben mit den Werkzeugen zu arbeiten, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Es sind die Verantwortlichen, die darüber zu entscheiden haben – Ministerpräsidenten, Gesundheitsminister, deren Leitungsebene, Landräte, Leiter von Gesundheitsämtern. Das sind leider genau die Kreise, die sich nun vermehren wollen.
Ohne unseren Protest, der politische Verstärkung in Bund und Ländern braucht, wird genau das passieren: Die werden noch mehr und sie werden dann noch ineffizienter „arbeiten“.