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Der kalte Krieg ist rhetorisch schon zurück

Wie schnell der Kalte Krieg wieder Einzug in unsere Rhetorik findet, ist erschreckend. Hoffentlich nicht in unser Denken oder gar die Herzen.
Der tägliche Rückzug von Unternehmen aus Russland, der Abzug von Medien, die Einstellung von Geschäftsbeziehungen – das sind keine Triumphe, sondern Niederlagen des Friedens.
Es geht hoffentlich nicht darum, die russische Wirtschaft „in die Steinzeit“ zu befördern, dafür zu sorgen, dass dort bald mangels Ersatzteilen keine moderne Maschine mehr arbeite.
Es geht um ein Ende des Kriegs, mehr noch, um eine Ächtung des Kriegs und eine Änderung der russischen Politik.
Das macht eine Isolierung erforderlich, keine Frage. Zugleich gilt es, dafür möglichst viele zu gewinnen, China insbesondere. Das funktioniert nicht, wenn man mit denen bei der Gelegenheit den lange geführten Wirtschaftskrieg in die nächste Stufe führen will.
Daher muss die Frage gestellt werden: Cui bono? Was will die USA, was China, was Europa.
Zu letzterem gilt es, nüchtern zu erkennen, dass es ohne Russland keinen Frieden in Europa gibt. Mit Russland derzeit offensichtlich auch nicht. Aus dieser Spirale muss ein Exit gefunden werden. Das ist eine europäische Aufgabe.
Ein weiter Weg, etwas verbale Abrüstung wäre ein Anfang. Die US-Rhetorik ist dabei nicht hilfreich. Es geht nicht gegen Russland, sondern um Russland. Je mehr Russen das verstehen, desto weiter kommen wir. Was heute abgebaut wird, ist morgen wieder möglich – das sollte unser Ziel sein. Es wird mit jedem Tag von Kriegsverbrechen in der Ukraine schwieriger, auch das muss Teil der Botschaft sein.

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