Das auf Energie- und Rohstoffe spezialisierte Analysehaus ICIS betreibt eine interessante Seite zum Ukraine-Krieg, die laufend aktualisiert wird: https://www.icis.com/…/04/06/10733319/topic-page-ukraine/
Die Analyse zeigt, wie komplex die Situation insbesondere zu den Energielieferungen ist und hier vor allem beim Gas. Ich greife nur zwei Aspekte heraus: Das erste Chart zeigt die verschiedenen russischen Pipelines. Hierzu muss man wissen, dass die Weiterverarbeitung an den Endpunkten dieser Pipelines meist hochgradig spezifisch auf das russische Öl bzw. Gas ausgerichtet ist. Die Raffinerien und Industriebetriebe, die dort versorgt werden, können in der Regel andere Energiesorten technisch nicht verarbeiten. Es geht also nicht nur darum, die Energielieferungen selbst zu substituieren, sondern auch Teile der dahinter liegenden Verarbeitungsketten. Das ist alles andere als einfach.
Das zweite Chart zeigt die Lieferquoten russischen Gases nach Ländern in Europa. Diese Daten sind jedoch nur ein Teil der Wahrheit, die Situation ist viel komplizierter. Zur Ukraine wird leider sehr viel Unfug verbreitet. Oft ist zu lesen, die Ukraine werde von Russland für die Durchleitung bezahlt und sie beziehe selbst russische Energie. Ob Russland diese Vergütung weiter abführt, ist nicht bekannt, aber auch nicht relevant. Die Energielieferungen an die Ukraine gibt es aber seit 2015 nicht mehr, das Land wird aus der EU beliefert. Es wird auch aus dem europäischen Stromnetz unterstützt. Das ist zudem bei anderen osteuropäischen Staaten, beispielsweise bei Polen so.
Das Problem dabei: Diese Versorgung mit Strom oder Gas aus anderen europäischen Ländern taucht in diesen Statistiken zur Abhängigkeit von Russland nicht auf, obwohl das falsch ist. Tatsächlich kann diese Versorgung nur durch russische Lieferungen nach Europa geleistet werden, es sind also indirekt eben doch die Rohstoffe aus Russland, die auch dort landen. Wie diese Abhängigkeiten genau aussehen, ist intransparent. Habecks Ministerium ist wohl gerade dabei, das genauer zu analysieren. Er hat entsprechend klar gestellt, dass es bei einem Energie-Embargo nicht nur um Deutschland gehe, sondern auch um die von Deutschland ausgehende Versorgung für östliche Nachbarn. So bezifferte Habeck den Anteil russischen Gases für Polen mit tatsächlichen 80%.
Es kann keinen Zweifel geben, dass diese Lieferbeziehungen enden müssen. Leider ist aber ebenso unstrittig, dass es sehr schwierig wird – nicht nur für Deutschland.