Das ist nicht ganz richtig beschrieben und die Auswirkungen sind auch noch unklar: Tatsächlich hat Russland angekündigt, in Rubel zu zahlen, weil es keinen Zugriff auf die im Ausland liegenden Dollar-Bestände hat. Die USA hatten zuletzt noch solche Bestände frei gegeben, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden. Nun macht das US-Finanzministerium zunächst mal nicht mit. Ziel ist es, Russland zu zwingen, andere, noch nicht von den Sanktionen betroffene Reserven zu nutzen. Ob Moskau das macht oder den Zahlungsausfall zulässt, bleibt jetzt zuerst mal abzuwarten. Noch sind 30 Tage Zeit und daher ist das Muskelspiel noch nicht beendet.
Wer dabei den größeren Schaden hat, ist vollkommen unklar. Ein Zahlungsausfall bedeutet die Staatspleite und keinen Zugang mehr zu Krediten in Devisen. Das ist für eine Volkswirtschaft mit Teilnahme am Weltmarkt tödlich. Aber davon und von den Kreditmärkten ist Russland ohnehin bereits abgeschnitten.
Umgekehrt wird ein Zahlungsausfall in unserem aufgeblasenen Finanzsystem Spuren hinterlassen, die mal wieder keiner wirklich absehen kann. Wären es nur die primären Gläubiger russischer Anleihen, so könnte der Ausfall dieser Zinszahlung kaum einen größeren Effekt erzielen, der Totalausfall müsste zudem noch gar nicht in den Büchern abgebildet werden. Aber es gibt ja diese wunderbaren modernen Finanzinstrumente, die leider in der Finanzkrise aus einem Primärschaden von 600 Milliarden einen gehebelten von mehreren Billionen machten.
Gemeint sind die vielen derivativen Instrumente bis zu Kreditausfall“versicherungen“, die jeder abschließen kann, auch wenn er gar keinen Kredit an die Russen vergeben hat. Wie viele da auf welches Szenario welche Summen gesetzt haben, wissen wir erst, wenn die Sache mit dem Kreditausfall tatsächlich eintritt.
Es gibt insofern Gründe, weshalb das US-Finanzministerium beim letzten Zinstermin die Zahlung durchgewunken hat. Es ist daher vollkommen offen, wie das weiter geht.