The Phantom Horseman,1870-93 by Sir John Gilbert (d.1897)

Wird der Ukraine-Krieg zur Materialschlacht?

Ohne Kenntnisse und Zugang zu militärischen Informationen kann niemand die Lage in der Ukraine bewerten. Aus meiner Sicht können auch die nicht mit der Sache befassten Militärexperten im Fernsehen das nicht.
Bewerten kann man aber die Kommunikation der beteiligten Parteien und das könnte nicht unterschiedlicher sein. Während die Russen zumindest auf Ebene eines ihrer Generäle offen das Ziel definiert haben, signifikante Teile des Ostens und Südens der Ukraine erobern zu wollen, also über die bisher offiziell eingeräumten Ziele im Donbass hinaus zu gehen, kommt nun ebenso offen seitens der Amerikaner das Gegenteil: Keine geringeren als der Außen- und der Verteidigungsminister waren in der Ukraine, was nun aus Sicherheitsgründen nachträglich bekannt gegeben wurde.
Die beiden Minister äußern sehr klar die Absicht, das russische Militär in diesem Krieg so schwächen zu wollen, dass es zu keiner weiteren Aktion dieser Art in den Lage ist. Dazu sollen die Waffenlieferungen in erforderlichem Umfang ausgeweitet werden. Aus den Aussagen kann man ableiten, dass man sich so etwas wie eine Materialschlacht, also einen Erschöpfungskrieg vorstellt.
Morgen findet in Deutschland ein Treffen unter Beteiligung des US-Verteidigungsministers statt, das über die Frage der Waffenlieferungen entscheiden soll. Es wird spannend, was dort beschlossen wird und wie die deutsche Regierung sich dazu positioniert.
Die Hintergründe dieser diametral unterschiedlichen offiziellen Aussagen sind nicht einschätzbar. Irrt eine Seite bei der Bewertung der eigenen Lage? Oder kommuniziert eine Partei gegen die eigene Einschätzung und wenn ja, warum?
Im Ergebnis werden Verhandlungen derzeit von keiner Seite besonders hervorgehoben. Beide scheinen eine militärische Entscheidung anzustreben. Dieser Krieg wird nicht schnell enden. Die geostrategische Krise dahinter hat wohl gerade erst begonnen.

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