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Die Bildungssituation in Deutschland kann nicht so schlecht sein, wie behauptet wird

In etwas mehr als zwei Jahren zeigt sich die intellektuelle Flexibilität und Leistungsfähigkeit doch auf einem erstaunlichen Niveau. In dieser kurzen Zeit sind zuerst viele Millionen Virologen, Epidemiologen und Statistiker aufgetaucht, dann Sicherheits-, Militär- und Waffenexperten sowie jüngst ein ganzes Volk von Energieexperten. Noch schweigen die vielen Finanzexperten, aber zu Inflation, Geldpolitik und der schwelenden Krise im Finanzsystem werden die Stimmen bereits lauter.
Bei der ganzen Expertise muss man sich wohl keine Sorgen machen, dass unsere Gesellschaft von irgendeinem Problem überfordert sein könnte.
Möglicherweise erfahren wir aber, dass der Umgang mit Unwissenheit in einer exponentiell komplexer werdenden Umwelt viel wichtiger als unser begrenztes individuelles Wissen ist. Wenn wir uns insofern eingestehen, dass wir etwas nicht wissen, achten wir vielleicht mehr darauf, wessen Meinung wir einfach nur nachplappern und mit eigenem Wissen verwechseln. Das kann uns bei der eigenen Meinungsbildung etwas breiter aufstellen und vor allem besser befähigen, an wen wir unsere Unwissenheit delegieren.
Denn genau darum kommt in unserer arbeitsteiligen Welt ohnehin niemand herum und es wird an einer Stelle offensichtlich zu einer Herausforderung, die bisher unterschätzt wurde: Bei politischen Entscheidungsprozessen in unseren Demokratien. Die haben die Fähigkeit, schwierige und schmerzhafte Entscheidungen zu finden, eingebüßt, weil natürlich in jeder Situation einer auftaucht, der genau weiß, wie es ohne Schmerzen geht. Dieses „Wissen“ wird ganz besonders gerne „gelernt“.

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