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Der Untergang des Westens wird erneut verschoben

Seit dem zweiten Weltkrieg profitiert und leidet die Welt unter der Rolle des US-Dollar. So ist er einerseits eine stabile Handels- und Reservewährung für alle Länder, andererseits kann er Krisen verstärken, wenn die eigene Währung zu stark schwankt. Außerdem bringt er unmittelbare Abhängigkeiten in der Geldpolitik, keine Notenbank kann es sich leisten, die Politik der US-Fed zu ignorieren. Die Schattenseiten treten vor allem dann auf, wenn die Amerikaner selbst Krisenpolitik mit ihrer Währung betreiben. „Unsere Währung, euer Problem“ war in so einer Phase mal das Zitat eines US-Finanzministers.
Es wäre gewiss für den Ausgleich in der Welt besser, wenn eine oder zwei weitere starke Währungsräume hinzu kämen. Das war immer Sorge der Amerikaner und Hoffnung von Europäern sowie sicher auch Chinesen. Immer wieder gab es Phasen, in denen das Ende der Dollar-Dominanz vorausgesagt wurde, nicht selten in Verbindung mit einem Niedergang der USA. Zuletzt wurde das gerne erzählt, wenn Narrative um die „Achse“ China-Russland und die Isolierung „des Westens“ vom „Rest der Welt“ erzählt wurden – oder auch werden.
Tatsächlich sieht das Bild letztlich anders aus. Die Bedeutung des Dollars im Welthandel ist zu Beginn der Euro-Einführung erstmals seit dem zweiten Weltkrieg länger und deutlicher gesunken. Der Euro hatte in seiner Anfangszeit das Potenzial, eine zweite Weltwährung zu werden. Diese Chance hat Europa leider vertan. Die Finanzkrise, die ihren Ursprung in den USA hatte, führte zu einer kurzen Dollar-Schwächung, was damals auch wieder Erzählungen über den Niedergang der USA auslöste. Dann zeigte sich jedoch die Euro-Krise, die bis heute nicht behoben ist, als wesentlich relevanter und hartnäckiger, weshalb der Dollar-Handel fast wieder auf die Höhe vor der Euro-Einführung anstieg.
In der Corona-Krise gab es dann eine kurze und kleine Schwächephase, weil der Handel in den westlichen Ökonomien stärker beeinträchtigt war, als in den während der Pandemie besser gemanagten asiatischen Volkswirtschaften. Inzwischen macht die Pandemie insbesondere China mehr Probleme, vor allem aber zeigt die jüngste geopolitische Krise, in die China ja einbezogen ist, wohin die Richtung bei Krisen grundsätzlich läuft: Andere Währungen werden geschwächt, der Dollar behält seinen Bonus als Krisenanker.
Die gute Nachricht für die Europäer lautet, dass vom Untergang „des Westens“ keine Rede sein kann, so lange es diese Reaktionen des Welthandels gibt. Es mag stimmen, dass man die Amerikaner und deren Politik in einer zunehmenden Zahl von Ländern nicht schätzt, ihr Geld nimmt man trotzdem lieber als jedes andere.
Die schlechte Nachricht lautet, dass die Bedeutung des Euros bald revidiert ist. Der Dollar nähert sich seinem Höchststand vor der Euro-Einführung. Damit ist ein wichtiger Aspekt der Gemeinschaftswährung verloren. Die Europäer müssen ihre Währungskrise lösen und einige Jahre stabile Verhältnisse nachweisen, damit das wieder in die andere Richtung geht.

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