Der Pelosi-Besuch war gewiss eine überflüssige Provokation, die weder Taiwan, noch dem Weltfrieden dienlich war. Dass sie nun persönlich angegriffen wird, macht das Dilemma deutlich, denn das trifft keine Unschuldige und ist zugleich natürlich nicht zu akzeptieren.
Nun ist Deeskalation angesagt, aber nicht um jeden Preis. Die geopolitischen Konfrontationen nehmen zu, was kaum überraschen kann. Die Konflikte bauen sich seit Jahren auf und nun eskaliert nur, was lange verdrängt wurde. Das geht nun nicht mehr. Auch die Politik gegenüber China steht auf dem Prüfstand.
Ziel muss eine ausgewogenere Globalisierung sein. China braucht den Welthandel, um sein Volk zu ernähren, aber wie mit dem russischen Gas ist momentan die Abhängigkeit vieler Volkswirtschaften vom Handel mit und der Zulieferung durch China größer. Das ist eine Asymmetrie, die, wie wir nun lernen mussten, die Idee des „Wandel durch Handel“ ins Gegenteil umkehrt. Immer mehr kommen wir unter Druck, durch diesen Handel bei uns einen Wandel zu akzeptieren, der nicht in unserem Interesse liegt.
Ein diversifizierter Welthandel verfolgt nicht die Optimierung von Preisen/Kosten, sondern zugleich die Austauschbarkeit von jeder Lieferbeziehung, wenn sie erforderlich wird – auf Gegenseitigkeit. Wenn das gelingt, werden Interessen wieder in einer gegenseitigen Balance entstehen und die Verteilung von Vorteilen der Globalisierung verbessert sich auch. Es geht also nicht um eine stumpfe Deglobalisierung, sondern um eine viel breitere Partizipation aller am Welthandel.
Der Weg dahin wird aber wie beim russischen Gas leider teuer, denn bisher wurden Kosten und Erträge einseitig optimiert. Die Folgen so einer Asymmetrie waren leider nie eingepreist, die guten Geschäfte sind mit nicht bezifferten Hypotheken hinterlegt worden. Die Rechnung dafür wird nun zu bezahlen sein. Wer glaubt, das könne vermieden werden, wird den Preis für die Auflösung dieser unvollständigen Buchhaltung nur weiter treiben und der Weg zu einem stabilen Frieden wird dadurch auch nur länger.