Wir hatten weltweit ca. acht Jahre eine niedrige Inflation, die zudem wesentlich vom breiten Konsum bestimmt war. Bereits im letzten Jahr hat sich das fundamental geändert. Seitdem wächst mit der Inflation leider auch der Anteil von Energie und Nahrungsmitteln – also einem Grundbedarf, dem niemand ausweichen kann.
Die Treiber dieser Entwicklung sind noch unklar. Es hat mit dem Ende der großflächigen Corona-Schließungen begonnen, als die Nachholeffekte beim Konsum auf ein immer noch durch die Lieferketten gestörtes Angebot trafen. Das dürfte als Erklärung nicht ausreichen, vermutlich kann es als initiale Ursache bezeichnet werden, die aber offensichtlich eine Wirkungskette ausgelöst hat, deren Stopptaste gefunden werden muss.
Der russische Krieg ist in dieser Statistik gar nicht erkennbar und das könnte sogar so bleiben. Dieser Krieg beschleunigt die Entwicklung zumindest in Europa und Nordafrika zwar zweifellos. Welchen Anteil er an der Verstärkung dieser früher eingesetzten Entwicklung hat, wird sich erst noch zeigen. Es liegt jedoch die Vermutung nah, dass der Effekt weltweit nicht sehr relevant ist und selbst bei uns eher überschätzt wird.
Dies als Hinweis für alle, die meinen, man könne komplexe Systeme mit singulären Sprechblasen erklären. Es ist wichtig, die Komplexität zu erkennen, denn diese Entwicklung bedeutet nichts geringeres als ein großes politisches Destabilisierungspotenzial für den ganzen Planeten. Das beginnt bereits innenpolitisch, weil überall die jeweiligen Regierungen mit irgendwelchen jeweiligen Begründungen unter Druck geraten, angeblich Schuld an diesen Preisen zu sein. Leider neigt die Menschheit historisch dazu, in der Folge nach populistischen und nationalistischen Lösungen zu greifen. Das führt im nächsten Schritt bekanntlich nahezu immer zu geopolitischen Krisen.
Es wäre besser, wenn alle sich darum bemühten, diese Entwicklung zuerst mal besser zu verstehen. Leider sind die Sprechblasen schneller.