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Wissen versus Meinung

Wenn wir in unserer Demokratie ein ehrliches Interesse haben, wissensbasierte Entscheidungen zu verhandeln, müssen wir den Diskurs über Wissen von dem über Meinungen methodisch trennen. Wenn es um Wissen geht, kann es keine zwei Meinungen geben, dann muss klar sein, dass es nur richtig oder falsch gibt. Der Diskurs darüber wird trotzdem nie enden: Wissen wird stets von Irrtum begleitet, was heute als richtig gilt, kann sich morgen als falsch erweisen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass unser Bemühen darin liegen muss, das richtige zu finden und vom falschen zu trennen. Wenn wir uns nicht einigen können, was als richtig zu betrachten ist, hat der Diskurs kein Ergebnis, er ist fortzusetzen, bis ein Ergebnis erreicht ist. Tun wir das nicht, ist der Diskurs gescheitert. Das hat keinen Wert und es ist auch nicht demokratisch, dieses Scheitern zu akzeptieren.
Meinungen entstehen erst, wenn es um die Unvollständigkeit oder die Grenzen des Wissens geht, insbesondere wenn zu entscheiden ist, welche Handlungen oder Konsequenzen wir aus dem festgestellten Wissen ableiten. Dazu haben wir vereinbart, dass unsere Meinungen frei sind und auch frei verhandelt werden dürfen. Das ist im Unterschied zum Diskurs über Wissen zu akzeptieren und als demokratischer Wert zu sehen.
Meinungsvielfalt ist politisch, gesellschaftlich, kulturell und zwischenmenschlich enorm wertvoll, Wissensvielfalt existiert nicht, sie besagt nur, dass unser Wissen unvollständig oder irrtümlich ist.
Daher ist das Recht auf eine freie Meinung essentiell, ein Recht auf eigenes Wissen ist Quatsch.

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