Als Feind unterkomplexer Debatten möchte ich freundlich darauf hinweisen, dass es beim Bedingungslosen Grundeinkommen nicht darum geht, ob bzw. dass bezahlte Arbeit lohnt oder lohnen muss. Das ist ein Thema von gestern. Es geht vielmehr darum, ob Arbeit als ökonomischer Eckpfeiler zur Staatsfinanzierung Zukunft hat, ob Arbeit als gesellschaftlich akzeptierter Grundwert für die Würde eines Menschen noch aktuell ist, ob Arbeit als Kern von Wert und Wertschöpfung Zukunft hat. Ich habe keine Antworten auf diese Fragen, aber es sind die maßgeblichen. Welcher Musterhaushalt unter welchen Voraussetzungen netto mehr oder weniger aus Arbeit oder Sozialhilfe erhält, ist hingegen eine Frage ohne jede Zukunft. Daraus leitet sich zugleich ab, dass dieselbe Frage global genauso verkürzt ist. Ob Menschen von irgendwo nach nirgendwo migrieren, weil sie dort mehr soziale „Sicherung“ erfahren, als da, ist genauso verkürzt.
Die Spezialisierung unserer Arbeitsteiligkeit, die Homo sapiens prägt, belohnt Spezialisten und bestraft diejeinigen, deren Kompetenzen gerade nicht gefragt oder leider nicht ausgeprägt sind. Leider gilt als Grundgesetz der exponentiellen Technologieentwicklung: Die Spezialisten werden weniger, die Aussortierten mehr. Global noch komplizierter. Die Spezialisten können es sich aussuchen, werden gar umworben, die anderen will keiner haben. Das „Leistungsprinzip“ gilt als Leitmotiv, aber jede Excel-Tabelle beweist, dass es nicht aufgehen kann, wenn belohnte Leistung immer weniger betrifft, aussortierte Minderleistung zunimmt. Die Geschichte mahnt übrigens auch die so genannten Leistungsträger, dass diese Kalkulation nicht aufgeht: Verteilungskämpfe, Bürgerkriege, Mord und Totschlag, Weltkriege, die Reaktionsmuster sind zahlreich. Es geht nicht um Gleichheit, sondern um Balance – und die wird schwieriger. Ein Lösungskonzept könnte das BGE sein, wenn man es mal als solches versteht. Ob es das ist, weiß ich nicht, alles weitere findet sich ab dem ersten Satz dieses Beitrags.
