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Die inneren Widersprüche unserer „Märkte“ nehmen zu

„Wärmepumpen vor dem Aus“ berichtet der Spiegel, „Der Irrglaube von der Nur-Wärmepumpen-Republik“ die Welt. Hintergrund ist ein – sehr viel ausführlicherer – Bericht des Öko-Instituts, in dem kritisch angemerkt wird, dass bei den aktuellen Strompreisen eine Wärmepumpe immer seltener lohne.
Nun, der Bericht beinhaltet grob zusammengefasst, die Feststellung, dass Wärmepumpen energietechnisch sehr wohl lohnen, beim aktuellen Strompreis ökonomisch leider nicht und dass das daher zu ändern sei. Aber man kann schnell steile Thesen daraus machen, wie immer.
Dieses Dilemma betrifft natürlich nicht nur die Wärmepumpen. Es gilt für die E-Mobilität und die gesamte Elektrifizierung im Rahmen der Energiewende, die nun aber ein zentrales Element zur effizienteren Nutzung von Energie und zur Abkehr von fossilen Energieträgern ist.
Man sieht, wie weit weg wir von der Situation sind, dass simpel, gestrickte Märkte kluge Lösungen entwickeln. Der Strompreis ist so hoch, weil es der Gaspreis ist und der hohe Strompreis reduziert die Anreize, mittels Elektrifizierung u.A. Gas zu sparen. Zugleich ist auch der Strom immer noch abhängig von fossilen Energieträgern, weshalb billiger Strom den Fehlanreiz setzen würde, unnötig mehr Strom zu verbrauchen.
Es hilft alles nichts, solche inneren Widersprüche lassen sich nur auflösen, wenn Märkte viel klüger reguliert werden als bisher. Strom für Elektrifizierung muss billig sein, Investitionen in entsprechende Technologie müssen anfänglich subventioniert werden und darüber hinaus darf übermäßiger Stromverbrauch sich nicht lohnen. Zugleich müssen fossile Energien tatsächlich teurer werden und die Finanzierung der Transformation unterstützen. Vor allem dürfen sie nicht durch ein verfehltes Marktdesign den Strompreis diktieren. Bei all dem ist zu berücksichtigen, dass diese Transformationsprozesse finanzschwache private Haushalte überfordern können, weshalb denen – und nur denen – unmittelbar zu helfen ist. Dass man dafür mit der Gießkanne ausgerechnet Preise von fossilen Energien in der Breite subventioniert, ist einfach nur maximal falsch.
Seitens betroffener Unternehmen muss ähnlich geprüft und geholfen werden. Hier geht es um die Frage, ob Geschäftsmodelle langfristig auf einen akzeptablen Energiebedarf transformierbar sind, wobei „akzeptabel“ eben nicht „wenig“, sondern nach dem Stand der Technik „erforderlich“ heißt. Falls das an unseren Standorten nicht geht, weil hier die produzierbaren Energiemengen nicht verfügbar sind, kann man das an andere Regionen auslagern, sollte das aber auch nicht „den Märkten“ einfach so überlassen. Chinesen und Amerikaner tun das auch nicht. Sollte also zukünftig Stahl und Aluminium ohnehin in Regionen mit einem Überfluss an Erneuerbare Energien wandern, so kann man das selbst gestalten und muss es nicht geschehen lassen.
Parallel sind Technologien zur Energieerzeugung weiter zu entwickeln. Und nein, auch wenn die Bildzeitung hier den Durchbruch bei der Kernfusion meldete, ist der nicht in Sicht. Anzustreben ist er trotzdem und modernere Technik als das, was wir bisher im AKW-Feld sehen, muss man sich genauer anschauen. Daraus sollte weder ein Allheilmittel für eine Gesamtenergieversorgung fabuliert werden, als schnelles sogar schon gar nicht – es sollte aber auch nicht per se ausgeschlossen werden.
Beim Strommarkt ist vor allem vollkommen absehbar – und keineswegs erst jetzt -, dass wir intelligente Zähler brauchen, um individuelle sowie insbesondere progressive Tarife zu implementieren. Es muss zwischen energetisch „gutem“ und „schlechtem“ Verbrauch unterschieden und bepreist werden.
Simple Regulierung und Wirtschaftspolitik per Grußwort an die Märkte waren gestern. Es ist kompliziert geworden und die Lösungen entstehen nicht mehr „von selbst“ – jedenfalls keine wünschenswerten. Es hilft nichts, Regulierung muss in Preisbildungsprozesse eingreifen, was nicht mal neu ist, aber es ist tiefer zu graben, als jemals zuvor. Auch die Methoden der Wirtschaftspolitik sind zu modernisieren. Es gibt genug Staaten auf der Welt, die exzellent vor machen, wie man strategische Wirtschaftspolitik durch die Einrichtung von Staatsfonds umsetzen kann. Es geht nicht darum, dass der Staat zum Unternehmer wird, aber er kann als Investor den Einsatz der Mittel lenken, statt diese einfach nur in dysfunktionalen Systemen auszukippen.
Der Regulierer muss komplexere Systeme betrachten, was vor allem agileres Handeln erfordert, der Staat muss zum Investor werden. Das ist nicht mal so schwierig, setzt aber anderes Personal voraus, als in Verwaltungen und Staat beschäftigt bzw. mandatiert ist – und genau da fängt das Problem wohl an.

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