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Eine moderne Energieversorgung muss sich der Energieverschwendung widmen

Die Geschichte der menschlichen Energieversorgung ist zugleich eine der Energieverschwendung. Das betrifft leider nicht nur die Frage, wofür wir überhaupt Energie einsetzen, sondern viel mehr sogar die fürchterliche Ineffizienz unserer Energiesysteme. Autos sind eigentlich fahrende Heizungen, frühere Lampen leuchtende Heizungen, Flugzeuge fliegende Heizungen und auch bei der Energieproduktion ist das nicht anders, denn die meisten Kraftwerke sind nebenbei Strom produzierende Heizungen. Leider produzieren alle diese Heizungen keine nutzbare Wärme, sondern verlorene Abwärme. Das trifft auf unsere Heizungen selbst bekanntlich auch zu, denn neben Wärme erzeugen auch die jede Menge Abwärme.
Eine zukünftige Energieversorgung muss daher als ganz zentrales Element die Vermeidung dieser Ineffizienzen haben. Dazu sind solche Abwärmeprozesse zu vermeiden und das lässt sich mit Elektrifizierung am besten erreichen. Nur – und auch wirklich nur! – dort, wo das nicht geht, werden wir Verbrennungsprozesse einsetzen müssen, die solche Ineffizienzen leider weiter aufweisen. Dass wir dazu synthetische Gase oder Kraftstoffe verwenden können, ist für die Umweltbilanz gut, für die Energiebilanz aber weiter schlecht, denn für die Produktion und Verarbeitung solcher Stoffe brauchen wir insgesamt die dreifache Energie wie für elektrifizierte Systeme. Schön, wenn die Primärenergie dafür aus Wind und Sonne stammt, verschwenden müssen wir sie dennoch nicht.
Daher sollten populär formulierte PR-Meldungen kritisch gelesen werden. So hat jüngst Rolls Royce einen Wasserstofftest mit einem Flugzeugtriebwerk verkündet (https://t3n.de/…/fliegen-wasserstoff-rolls-royce…/). Mag sein, dass Wasserstoff hier eine Rolle spielt, aber Experten sehen das eher skeptisch, denn selbst bereits verflüssigter Wasserstoff speichert leider weniger als ein Siebtel der Energie von Kerosin. Das lässt sich noch etwas verbessern, wenn die Tankanlagen mit noch mehr Druck verdichtet werden. Aber diese Abfüllung kostet immer mehr Energie und irgendwann stimmt die Rechnung nicht mehr: Dann kann man gleich den Energieaufwand für synthetisches Kerosin betreiben.
Dieses und viele andere Beispiele zeigen, dass die so vollmundig gepriesene Wasserstoffwirtschaft zwar eine wichtige Säule darstellt, in vielen Bereichen aber nicht die finale Lösung sein wird – das Gas ist bezüglich Speicherung, Infrastruktur und Endverarbeitung für viele Anwendungen nicht geeignet. Dabei ist bereits die Produktion von Wasserstoff selbst sehr energieintensiv, ihn weiter zu verarbeiten, um andere Treibstoffe, also E-Fuels zu erzeugen, kostet noch mehr Energie, wird aber für viele Bereiche nicht zu vermeiden sein.
Wir werden solche Ineffizienzen also gar nicht vollständig vermeiden können. Das bedeutet auch die Notwendigkeit, für die Produktion solcher Kraftstoffe optimale Bedingungen zu suchen – und die gibt es in anderen Regionen der Welt als in Europa. Bekanntlich betreibt Porsche mit Siemens eine der größten Anlagen dieser Art in Chile (https://www.wiwo.de/…/co2-neutraler…/28879838.html).
Über dieses Projekt gab es sogar einen Austausch zwischen dem Porsche-Chef und Finanzminister Lindner, der sich für eine Nutzung von E-Fuels im PKW-Bereich einsetzt. Porsche selbst hält sich bedeckter und spricht von einem möglichen Einstieg in den Treibstoffmarkt der Zukunft.
Nun denn, wir könnten es abwarten, wenn da nicht die chronische Schwäche von reinen Marktmechanismen wäre, zunächst mal die Dinge zu belohnen, die ökonomisch am besten funktionieren, um Staat und Gesellschaft dann vielleicht die Gelegenheit zu geben, es so zu steuern, dass wünschenswerte Dinge belohnt werden.
Man muss leider davon ausgehen, dass Porsche-Fahrer einen wesentlich besseren KG-Preis für E-Fuels bezahlen werden, als Fluggesellschaften, Industrieunternehmen mit Hochtemperaturprozessen oder viele andere, die auf solche Stoffe weiter angewiesen sind.
Wenn wir die komplexen Ziele unserer Gegenwart erreichen wollen, sollten wir das bisher leistungsfähigste System, die Marktwirtschaft, so gestalten, dass es sich nicht nur über unterkomplex gestaltete Preisanreize entwickelt. Das Stichwort heißt Regulierung und es existiert seitdem es Märkte gibt. Ob dazu Dinge verboten, geboten oder durch Preiseingriffe gestaltet werden, ist weder als Dogma, noch als Tabu zu bewerten, sondern zielgerecht zu diskutieren und einzusetzen.
Bezogen auf die Herstellung und Nutzung von synthetischen Kraftstoffen sind alle technologieoffenen Fragen längst ausreichend beantwortet. Es wird verfahrenstechnische Fortschritte geben, aber die Ineffizienzen treten überwiegend aufgrund physikalischer/chemischer Gesetzmäßigkeiten auf, die unabänderlich sind. Daher muss man es auch nicht der Kaufkraft von Märkten überlassen, wo diese Stoffe eingesetzt werden. In Fahrzeugen oder Heizungen für einfache Wärmeprozesse haben die nichts zu suchen. Ein Wettbewerb zwischen diesen Nachfragern und solchen, die diese Stoffe gar nicht ersetzen können, ist nicht erstrebenswert.
Denn auch der nächste Fetisch, der des freien Wettbewerbs, der alles regeln soll, ist so absolut formuliert nur Stuss, da die Geschichte voller Wettbewerbe ist, die einfach nur schädlich waren. Homo sapiens kann aus allem möglichen einen Wettbewerb machen, das reicht von harmlos sinnlos über durchaus sinnstiftende Dinge bis zum Massenmord. Es ist insofern nicht neu, dass Regulierung sich bemüht, dem Wettbewerb diejenigen Bahnen zu geben, die zu guten Ergebnissen führen (sollen).
Leider sind unsere Medien voller Lautsprecher aus Politik und Ökonomie, die davon reden, man müsse solche komplexen Prozesse wie die Energiewende möglichst dem freien Wettbewerb auf freien Märkten überlassen. Das wird genauso wenig zu einem guten Ergebnis führen, wie die Idee der anderen Pole, die alles durch direkte staatliche Steuerung erledigt sehen wollen.
Im vorliegenden Fall ist der Anfang ganz einfach: Verbrennerprozesse in Fahrzeugen und für Wärmeerzeugung niedriger Temperaturen gehören schrittweise verboten. Das nimmt sehr viel schädliche Nachfrage aus den Märkten und schafft zugleich für die Substitution der heutigen Produkte Zukunftsmärkte. Ob Porsche dann immer noch meint, sich für E-Fuels begeistern zu wollen, ist deren freie unternehmerische Entscheidung.

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