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Unilever und die Inflation

Inflation hat sehr viele Gründe und die (bessere) Inflationsforschung sucht stets nach konkreten Kausalitäten, was oft zu sehr differenzierten Ergebnissen führt. Ich kann mir vorstellen, dass wir für die Jahre ab 2022 die Rolle von sehr wenigen großen Unternehmen mit der gerne Preissetzungsmacht genannten Dominanz als eine dieser Ursachen feststellen werden.
Bei den Energieunternehmen ist das kaum noch zu leugnen. Aber es gibt einen weiteren Sektor, der für unsere Grundversorgung unverzichtbar ist: Die Nahrungsmittelindustrie.
Noch liegt nicht alles vor, aber Unilever berichtet, dass es im Durchschnitt in Q4/2022 „gelungen“ ist, die Preise um 13,3% anzuheben, das sei historischer Rekord. Das Chart zeigt es differenziert für einzelne Warengruppen, es stammt aus dem Geschäftsbericht des Konzerns. Dem ist auch zu entnehmen, dass etwa 75% davon auf erhöhte Kosten bei Rohstoffen, Beschaffung und Produktion entfallen ist. Der Rest ist also: Ausweitung der Marge.
Das Bild der großen börsennotierten Konzerne ist zwar nicht einheitlich, aber wir sehen überwiegend für das Jahr 2022 eine Verbesserung der Ergebnisse. Die Energiekonzerne liegen mit Verdopplungen an der Spitze, aber auch die großen Lebensmittelkonzerne haben alle zugelegt. Gewinnrückgänge werden seltener vermeldet, das sind oft Technologiekonzerne mit durch Lieferketten bestimmten Produktions- und dadurch Absatzproblemen. Selbst die sind aber oft durch Preissteigerungen zu Gewinnsteigerungen gekommen, beispielsweise die deutschen Automobilhersteller.
Bezogen auf die größeren börsennotierten Gesellschaften darf man insgesamt für den Gesamtmarkt feststellen: Die Gewinne der großen Konzerne sind im Krisenjahr 2022 gestiegen. Die haben also trotz gestiegener eigener Kosten die Marge ausweiten können, die Endpreise somit noch stärker als die eigenen Kosten anheben können und damit die Inflation zumindest verstärkt.
Ob das für die Gesamtwirtschaft zutrifft, kann man so schnell nicht sagen. Aber die Großkonzerne haben – bisher – von der Krise profitiert.
Damit mir nicht wieder der „linke Ökonom“ unterstellt wird, der Hinweis: Ich habe das ohne jede Wertung hier nur berichtet und zudem nicht gewichtet. Dazu ist es auch zu früh.
Zwei Bemerkungen will ich aber doch loswerden: Dass viele auch dieser Unternehmen so laut über die Krise klagen, kann ich anhand der Daten zumindest nicht nachvollziehen. Ob das gar eine Kommunikation ist, die Preiserhöhungen besser begründet?
Die zweite Bemerkung gilt den staatlichen Subventionen, insbesondere bei der Energie: Wir reden so viel von stark betroffenen Bäckern und geißeln unseren Wirtschaftsminister, wenn er die nicht versteht. Umgekehrt sollten wir verstehen, dass „die Wirtschaft“ ein komplexeres Ding ist und keineswegs überall die Hilfe der Allgemeinheit benötigt.

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