derspecht

Die FDP entdeckt jetzt auch noch die Kernfusion als Wahlkampfthema!!

Als Bürger fühle ich mich durch die energiepolitische Debatte unseres sogenannten konservativ/liberalen politischen Personals nichts anderes als verarscht und so ein Begriff bildet sich auf meiner Tastatur selten.
Zuletzt meinte man, sich auf verbliebene 6% unserer Stromversorgung, die ungefähr 2% unser Gesamtenergieversorgung ausmachen, fokussieren zu müssen und dies zudem nicht zum Zeitpunkt der dies festlegenden Entscheidungen, sondern zu einem, wo das gar nicht mehr änderbar war und ist. Zwischenzeitlich wurden und werden wir durch Phantomdebatten über niemals herstellbare Mengen an synthetischen Brennstoffen für bereits heute veraltete Antriebs- und Wärmetechnologien beschäftigt. Jetzt, genauer heute, am 16. April im Jahre des Herrn 2023 kommt der dringende Appell, die Kernfusion als Energieträger in Deutschland einzuplanen. Garniert mit dem üblichen Triggerwort für die offensichtlich ihr Hirn nur noch dafür einsetzenden: „Verbote“!!!
Nur, damit hier nicht Befürworter so einer politischen Veraschungskampagne glauben, auf den angeblichen „Inhalt“ dieser Art von Politik eingehen zu müssen: Kernfusion ist weder verboten, noch wird sie in Deutschland nicht erforscht, noch gibt es irgendeine Regierung, die jemals auch nur angeregt hätte, daran etwas zu ändern. Ob man Forschungsetats in dem Bereich glaubt erhöhen zu müssen, sollte man sogar sehr gerne thematisieren, das darf man dann aber auch sachgerecht tun und empfehlenswert wäre, zuerst mal mit der hauseigenen Finanzpolitik zu sprechen, die bekanntlich alles „dem Markt“ überlassen möchte und Haushaltsmittel für Förderungen besonders gerne einkassiert. Außerdem wäre es bei echtem Interesse an dieser Technologie ganz „nett“, wenn man sich mit deren Stand und den weltweiten Aktivitäten etwas näher befasste, bevor man vor die Presse tritt und behauptet, das müsse genau jetzt unbedingt und ganz dringend bis zur Gesetzgebung behandelt werden. Täte man dies, würde man erkennen, dass die Sache immer noch eine vollkommen offene Zeit erfordert, dass Deutschland da gar nicht so schlecht aufgestellt ist und dass der Gesetzgeber hier genau gar nicht gefordert ist. Allenfalls das Forschungsministerium, das von welcher Partei gerade geführt wird??
Damit das klar wird: Der im Artikel ebenfalls zitierte Spahn, Bankkaufmann mit grandioser Historie als Gesundheitsminister und energiepolitischer „Sprecher“ (hüstel) dieser abschließend dokumentiert kompetenzanämischen Union, gehört in diesem Rant über die unerträgliche Kakofonie selbstverständlich genauso erwähnt, wie der bayerische Ministerpräsident und sein General, die sich gestern mit staatstragender Mine und vielen Krokodilstränen vor „ihr“ Isar2 stellten, zugleich aber in den Medien zuletzt nur durch die Absonderung von energiepolitischen Dämlichkeiten ersten Ranges glänzten. Ein Maschinengewehrfeuer an Aussagen, die so schnell Atemnot erzeugen, dass man ein Sauerstoffzelt vor dem Fernseher braucht. Wie rasch da von Energiemangel auf möglichst viel grüne H2-Produktion geschwenkt wird, erzeugt das Bild eines vor Widersprüchen gefangenen Spaghettigehirns.
Ja, schade, dass diese enorm teuren AKWs, die man nun mal hatte, so schnell abgeschaltet wurden. Finde ich auch. Schade, dass man den Kohleausstieg nicht vorgezogen hat. Finden viele Unions-Ministerpräsidenten übrigens bis heute nicht so. Ob da ein Zusammenhang besteht? Wo waren sie denn, diese Apostel einer modernen, sicheren, sauberen und bezahlbaren (Kernenergie, echt jetzt ???) Energiepolitik, als Union und SPD die sehr wissentlich und willentlich gegen Kernenergie und gegen Erneuerbare auf die Kohle und billiges russisches Gas fokussierten? Ist nun vergossene Milch, aber wenn die Herren und Damen, die das angerichtet hatten, nun glauben, es weit besser machen zu wollen, darf man erst recht mehr als diese saudämliche Absonderung von Triggerworten erwarten, die in einem unerträglichen Mix aus Widersprüchen und Inhaltsleere versinken!
Was bieten die uns als nächstes? Scotty als technologieoffener Verkehrsminister, weil Beamen so CO2-arm ist??
Die haben doch an der Lösung realer Probleme nicht mal ein erkennbares Restinteresse. Ich habe in Deutschland noch nie außerhalb von politischen Randgruppen so eine primitive und rein populistische Politik wie aus diesen sogenannten konservativ/liberalen Parteien erlebt. Da das so lange mein eigentliches Wahlspektrum war, erzürnt und besorgt es mich ganz besonders. Wir hatten über viele Jahre zwischen den großen Lagern einen Streit über Lösungen, jetzt wird aus diesem Lager nur gähnende Leere mit ganz billigen Triggerthemen geliefert.
Damit der sonntägliche Frust vollständig seinen Weg findet: Die SPD ist nicht besser, die profitiert weiter davon, keine wesentlichen Fehler zu machen und sich von denen der Vergangenheit – ist Schröder mit seinen Netzwerken wirklich Geschichte? – vorsichtig formuliert ganz dezent zu lösen … oder auch nicht. Tja, und die Grünen, hätten für mich staatspolitisch wirklich geglänzt, wenn sie diese 6% Energie noch ein paar Jahre erhalten hätten, denn 6% CO2-freier Strom sind mehr als nichts und die Kohle hochzufahren, sollte dort mehr Schmerz erzeugen, als die so oft zitierte DNA als Antikernkraft-Partei. Zudem muss ich aus dem Feld der Wind- und PV-Projekte an der Stelle doch mal berichten, dass man bei dem Ausbau dieser Technologien vor Ort auch (!) auf viele grüne Fronten trifft, die sich nicht bewegen. Die Habeck-Grünen sind nicht die Lemke-Grünen, wie viel realpolitische Entscheidungs- und auch Umsetzungskraft gegen die selbstverständlich dort versammelte Dogmatik die Partei hat, muss sich zeigen. Immerhin zeigt sich wenigstens da was – warten wir es ab, aber man muss leider sagen: Wenn wir einen Funken Moderne sehen, dann dort.
Daher: Wenn meine Generation, also die sogenannten Boomer, ihr Wahlverhalten weiter durch Gewohnheit und blödsinnige Angst vor so was wie „linker Politik“ prägen, werden wir die Fusion von Leere, Inkompetenz und puren eitlen Eigeninteressen erleben. Mehr oder anderes hat dieses Spektrum momentan nicht zu bieten!
Ich kann nur hoffen, dass die Mehrheit der Wähler sich undogmatisch nach konkreten Lösungsangeboten orientiert. Die werden, das ist für mich eine Bewertung ohne größere Euphorie, tatsächlich derzeit ausschließlich von den „Habeck-Grünen“ und ganz wenigen Einzelpersonen aus den hinteren Reihen der anderen Parteien gezeigt.
Kein Wunder, dass fast alle, inklusive der SPD sich vor allem auf die Person Habeck eingeschossen haben oder diesen mindestens mal alleine lassen. Es ist schon auffällig, dass man von den Spitzenpolitikern momentan ausschließlich Habeck zuhören kann, ohne entweder vor Leere einzuschlafen oder durch reinen Populismus zu erzürnen.
Das zeigt aber nur: Personell ist das politische Spitzenpersonal ein Sanierungsfall, dem leider der Sanierer fehlt. So dürr, das Wortspiel sei abschließend erlaubt, war Deutschland lange nicht aufgestellt!

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