white radiator heater beside brown wooden window

Deutschlands Rückstand am Beispiel seiner Heizungen

Besser kann man den Investitionsrückstau bei den Heizungen in Deutschland nicht beziffern: Alleine altersbedingt sind/wären bereits vier Millionen Heizungen in Deutschland fällig. Schuld daran ist also Habeck, das zu ändern, geht irgendwie gar nicht und wenn, soll die Allgemeinheit für diesen Rückstau zahlen. Dass damit alle Besitzer, die ihre Immobilien gewartet haben, nachträglich bestraft werden – egal. Dass ein Markt, der immer noch veraltete Technik bevorratet und das Zeug nur noch los werden will, belohnt wird – egal. Dass nun sowohl die Preise für neue Technik als auch den musealen Kram verdorben sind – egal. Alle rufen nach Förderungen, gar „Marktwirtschaft“ und „Freiheit“, alle reden von fehlenden Plänen und irgendwelchen Unmöglichkeiten, aber wer macht sich mal die Mühe, einen Plan zu entwickeln und über Lösungen zu sprechen?
Dabei wissen sie in allen Parteien, dass dieser Rückstand in Deutschland eine Katastrophe ist und wir von der immer noch kritischen Gasabhängigkeit dringend weg müssen. Politiker von Union und FDP klingen für mich nur noch wie Hedgefonds-Manager, die Aktien schlecht reden, weil sie die leer verkauft haben und gerne billiger kaufen möchten.
Klar geht das Gesetz mit dieser Frist nicht. Das ist ein kaputter Markt und der kann nicht so auf den Punkt herum gerissen werden. Die Herausforderungen gehen bis in die Stromversorgung hinein, die in vielen Regionen gar nicht die Mengen liefern kann. Wärmenetze sind unverzichtbar für viele konkrete Situationen vor Ort, auch, um schnell skalierbar zu werden. Aber dafür gibt es in vielen Regionen nicht Mal Betreiber, keine Geschäftsmodelle, kaum Grundlagen, niemand, der es in die Hand nimmt.
Es gibt also keine Infrastruktur für so eine Eruption. Diese erratische Marktreaktion muss Habeck sich daher zuschreiben lassen, aber die anderen nicht weniger, denn Märkte bedürfen einer klaren Kommunikation und Planungssicherheit. Wenn in Berlin auf Ampel-Ebene von „Verrat“ gesprochen wird, wäre wirklich zu klären, was da passiert ist. Es gab keine Sekunde eine geschlossene Kommunikation der Regierung, wie diese enorm schwierige Transformation gelingen soll. Die offene Frage ist immer noch, ob es diesen Plan gar nicht gab oder ob es – absichtlich?! – überhaupt nicht dazu gekommen ist, ihn sachgerecht zu beraten und zu diskutieren.
Es ist ein politisches Vollversagen der gesamten Politik, inklusive der Opposition, denn das Projekt selbst ist unstrittig für das Land wichtig und muss gelingen. Darum wird aber kein konstruktiver Streit geführt. Das Ziel muss bleiben, diesen Markt nicht auch noch zu belohnen. Millionen veralteter Heizungen gehören verschrottet – und nicht wenige davon gelten als Neuware auf Lager. Es muss verhindert werden, dass die auch noch verbaut werden.
Daran sollte gemeinsam gearbeitet werden und dazu gehört das gemeinsame Signal: Leute, ihr habt Schrott im Keller stehen und das ist zuerst mal eure Verantwortung. Neuen Schrott einzubauen, ist weder anzuraten, noch wird das auch noch unterstützt, es wird im Gegenteil langfristig teuer bestraft. Eine abschmelzende Betriebsgenehmigung für alle(!) fossilen und eine sogar rascher abschmelzende für neue fossile Heizungen wäre daher besser. Das müsste insbesondere von allen Parteien getragen werden, damit „der Markt“ nicht mehr glaubt, das könne man getrost abwarten. Genau das ist nämlich passiert und wer sich jetzt noch schnell einen „neuen“ Gaskessel in den Keller stellt, handelt immer noch so.
Zugleich muss es zu einem raschen Aufbau der Angebotsseite kommen, sonst kann „der Markt“ nicht endlich besser funktionieren. Parallel zu den nahenden Fristen für den Bestand müssten insbesondere Wärmenetze viel konsequenter aufgebaut und die Angebote neuer Produkte vor allem im Bereich der Kapazitäten gesteigert werden. Das sollte nicht durch Förderprogramme bei den Verbrauchern passieren, also eine Nachfragestimulierung. Die hat man durch Eingriffe bei den Betriebsgenehmigungen vollkommen ausreichend. Die Förderung sollte direkt auf der Angebotsseite passieren, sonst stresst man diesen Markt mit seinen Knappheiten nur noch zusätzlich!

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