Der größte Preiseinfluss im europäischen Strommarkt liegt leider für die kommenden Jahre beim Gaspreis. Das ist Folge des Markt-Designs, welches niemand antasten möchte. Der zweitgrößte Einfluss geht immer noch von der französischen Kernkraft aus. Die ist als Lieferant von technisch unvermeidbaren Produktionsüberschüssen, vor allem in den wärmeren Monaten, im europäischen Strommarkt eine relevante Größe.
In 2022 wurde Frankreich wegen der technischen Probleme in der AKW-Flotte zum Importeur, was vor allem in Deutschland zum Hochfahren von Kraftwerken, leider oft Kohle und Gas, führte und den Strompreis noch mehr getrieben hat. Der war in den betroffenen Ländern Frankreich und dessen Hauptabnehmer Italien übrigens am höchsten – was oft genau anders behauptet wird.
Leider kommt diese Flotte nicht in Fahrt. Beginnend mit der gelben Kurve im Chart sind die Planwerte der letzten zwölf Monate zu sehen. Die frühere Leistung betrug bis zu 60 GW und da sollte es auch wieder hin führen. Der Einbruch im letzten Jahr ging auf bis zu 20 GW, also auf ein Drittel. Mehr als die Hälfte schafft die Flotte bis heute aber nicht, teilweise mit nahezu erratischen Einbrüchen. Die Planungen werden seit zwölf Monaten regelmäßig nach unten korrigiert – und trotzdem „zuverlässig“ unterboten.
Die französische Energiepolitik ist ein teures Desaster für ganz Europa. Produktionseinbrüche von mehr als zwei Drittel, nach mehr als einem Jahr keine Stabilisierung, höchstens die Hälfte wird zeitweise geliefert, Ausfälle von bis zu 30GW im europäischen Verbund, die von außen kompensiert werden müssen. Das entspricht der Hälfte des kompletten deutschen Strombedarfs!
Führt in Frankreich aber zu keiner Debatte, sondern ausgerechnet in Deutschland, wo Leute nicht müde werden, die französische Energiepolitik als Vorbild und die deutsche als verfehlten Exoten zu bezeichnen. Es ist genau umgekehrt: Frankreich hat unter den Industrieländern die mit großem Abstand höchste Kernkraftquote – und die Dinger liefern nicht, sie bekommen es nicht in den Griff. In Asien liegt die AKW-Quote der Primärenergie bei 2%, in den USA sinkt sie unter 8%, in Europa unter 10%, in Frankreich lag sie bei mehr als 35% und da wollen sie unbedingt wieder hin.
Weltweit wird diese Technologie allenfalls aus strategischen Gründen mit kleiner Quote weiter betrieben und vor allem erforscht, um sie weiter zu entwickeln. Das ist richtig, aber die französische Dogmatik ist für ganz Europa teuer – mitten in einer Gaspreiskrise, die unseren Standort bereits genug belastet.