Die Wirtschaftsweise Prof. Grimm nannte kürzlich die Expertise der Öl- und Gasindustrie unverzichtbar für die Energiewende. Eine interessante Sicht. Der größte europäische Ölkonzern, Shell, scheint das zu überprüfen. Er fühlt sich mit Erneuerbaren Energien nicht ganz wohl, vor allem ist ihm das Geschäft zu klein und zu margenschwach. Nachrichten über einen Verkauf der Geschäftsbereiche sowie deren geringen Umfang machen die Runde. Damit könnte Shell seinen US-Wettbewerbern folgen, die diesen Schritt bereits vollzogen haben. Ökonomisch nachvollziehbar, der weltgrößte Ölkonzern Saudi-Aramco ist zum mit Abstand profitabelsten Unternehmen aufgestiegen: Ein Gewinn von mehr als 160 Milliarden in 2022 und damit weit mehr als das zuvor profitabelste – Apple.
Die Expertise dieser Ölkonzerne ist wohl unstrittig, die Frage aber eine andere: Brauchen wir die wirklich und wollen wir die weiter füttern? Ich finde die aktuellen Standortdebatten vollkommen richtig, aber vielleicht sollten wir solche Daten beachten und zur Kenntnis nehmen, dass am Standort Deutschland kein relevanter Ölkonzern sitzt? Ferner wäre zu diskutieren, ob wir eine Expertise brauchen, die sehr viel Geld mit dem Geschäftsmodell generiert, den größten Standort, unseren Planeten, anzuzünden?
Das sollten sich vor allem diejenigen fragen, die sich von den vielen Lobbyisten dieser Expertise, die es von der Wissenschaft über die Medien bis in die Politik gibt, ihre Gedanken anzünden lassen.
Diese Expertise sammelt Billionen ein, jedes Jahr. Es ist naiv, dahinter keine große Macht zu vermuten. Aber man kann natürlich auch den Gedanken des Shell-Chefs Sawan folgen, der von seiner Verantwortung für die Versorgung der Welt spricht. Was man unter Verantwortung so alles verstehen kann. Da finde ich CEOs, die klarstellen, dass ihre einzige Verantwortung gegenüber den Aktionären – und ihrem entsprechend gestalteten Bonus-Paket – besteht, lieber.
Ich sehe da in der Tat sehr große Expertise, aber keine, die wir brauchen, wir müssen sie endlich abschütteln und das hat auch viel mit unserer öffentlichen Debatte sowie unseren politischen Strukturen zu tun.