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Die falschen Kampagnen zu den Stromimporten werden ohne faktische Grundlage einfach fortgesetzt

Das Geraune um Stromimporte ist unerträglich. Was Kampagnen von Bild et al. selbst bei besser Informierten anrichten, ist unerträglich. Wie oft man liest, wir müssten Strom bei EE-Überschüssen zwangsweise verschenken, um ihn dann teuer bei „Notlagen“ wieder einzukaufen, ist so eine dieser Erzählungen, die schlicht oft genug in die Welt gesetzt wird und für viele wohl deshalb zur Wahrheit wird.
Diese Erzählung ist FALSCH!

Zunächst muss man endlich mal akzeptieren, dass mit wenigen Ausnahmen von Ländern, die zu geringe eigene Kapazitäten haben (Italien, UK), der komplette europäische Stromhandel vollständig preisgetrieben ist. Strom wird dabei sogar nicht im engeren Sinne exportiert, sondern nur importiert und zwar dann, wenn er woanders billiger als in der eigenen Produktion ist – und nur dadurch kommt es an der anderen Stelle zu einem Export.
Natürlich gibt es Situationen, in denen ein Land Überschüsse hat, wodurch an dessen Börse die Preise sinken, während das bei mit ausreichenden Leitungskapazitäten verbundenen Ländern gerade anders ist. So entstehen unterschiedliche Preise und die Einkäufer im teureren Land kaufen bei denen mit billigeren Preisen ein.

Das ist IMMER so und daher bedeuten Importe IMMER eine Reduzierung der Preise im importierenden Land. Deshalb ist es Unfug zu behaupten, die Importe seien irgendwie „schädlich“. Es ist zudem falsch, diese seien in „Notlagen“ dauernd erforderlich, das gilt nicht mal für UK und Italien, die in Summe auf Importe angewiesen sind. Jedes Land in Europa hat ausreichende Kapazitäten an Gaskraftwerken, um kurzfristige Spitzenlasten zur Stabilisierung der Stromnetze aus eigener Kraft zu erfüllen, weil kein Land sich wegen der begrenzten Leitungskapazitäten und kurzfristigen Verfügbarkeit in anderen darauf verlassen kann, innerhalb von Minuten auf dem europäischen Markt die Spitzenlast zuverlässig beschaffen zu können. Es gibt also auch keine Situationen, in denen zu „jedem Preis“ Strom importiert werden muss. Das passiert IMMER nur dann, wenn die Eigenproduktion teurer als der Einkauf beim Nachbar ist und das ist einfach nur gut so!

Während insofern alle negativen Behauptungen zu Importen schlicht falsch sind, diese also stets und immer rationale Entscheidungen mit Kostenvorteilen darstellen, wird ebenso über die Exporte viel Unfug geschrieben, vor allem, was die Ursachen von Erneuerbaren dabei sein soll. Richtig ist, dass Erneuerbare sehr einfach und schnell abgeregelt werden können. Negative Preise kommen daher nur durch träge und fehlgeplante Kraftwerke zustande, bei denen das nicht geht. Das kann den Preis kurzfristig stark negativ werden lassen und es ist typisch, dass genau dann auch Exporte stattfinden, weil Einkäufer aus anderen Ländern zugreifen. Erneuerbare können dabei Preise nahe Null bedeuten, träge Kraftwerke auch negative, aber auch die kommen zuerst mal und rein physikalisch auch überwiegend dem Land zugute, in dem das stattfindet.
Es ist erstaunlich, dass an der Stelle nun die phasenweise auf Null oder sehr selten ins Negative abrutschenden Preise ebenfalls verteufelt werden – sie sind momentan die einzige Preisbremse, die wir haben. Aber angeblich müssen wir die dann ins Ausland „verschenken“. Das stimmt alleine deshalb nicht, weil viel mehr als 10% der Strommenge über die Landesgrenzen gar nicht transportiert werden können, da können also nur Restmengen „verschenkt“ werden. Richtig ist aber vor allem, dass das längst großräumig passiert. Wenn beispielsweise im Norden viel Wind weht, drängt der Windstrom von Skandinavien bis Nordeutschland in die Börsen bis nach Frankreich und Spanien. Deshalb werden sogar recht oft die Preise in vielen Börsen parallel Null oder negativ. Das passiert in allen Ländern Europas, nicht nur in Deutschland – die Tiefe der Preise hängt zudem primär davon ab, wie viele lokale Kraftwerke dadurch auf dem „falschen Fuß“ erwischt werden.

Wenn gerade in Deutschland viele falsch geplant haben, werden die Preise hier negativ und Franzosen bedienen sich – oder umgekehrt, denn genau das passiert ebenfalls. Bezüglich der „schlechten“ Exportpreise ist also zu erkennen, dass die vor allem nationalen Nutzen haben und längst durch größere Umgebungseffekte in ganz Europa statt finden.
Was ich aber tatsächlich unerträglich finde, ist die stereotype Behauptung, das sei für Deutschland ein „schlechtes Geschäft“, denn dazu gibt es leicht prüfbare Daten, das muss man nicht behaupten, das kann man belegen – bzw. klar widerlegen!
Ich möchte nochmals klarstellen, dass die Frage, ob ein Handelsbilanzüberschuss erzielt wird, zweitrangig ist, denn die Kostenvorteile hängen davon gar nicht ab, aber dieser Überschuss wird sogar erzielt! Seit Jahrzehnten ist Deutschland netto Energieexporteur und wir erzielen auch bei den Preisen leicht bessere Preise für unseren Export als wir für den Import zahlen.
Diese ganzen Aussagen sind also nicht nur von ihrer Bedeutung und Einordnung komplett falsch, sie sind auch inhaltlich falsch, denn diese Preisaussagen stimmen nicht, es ist genau anders.
Das Chart anbei zeigt die Preise für 2023, die aber bisher nur bis inklusive April festgestellt sind. Das ist nämlich der nächste Punkt der Desinformation, da behauptet wird, das habe sich nach Abschaltung der letzten drei AKW alles dramatisch verschlechtert. Dazu gibt es aber schlicht gar keine Daten! Bei den Strombilanzen ist das bisher nicht nachweisbar und die Handelsbilanzen liegen noch gar nicht vor.
Die Ursache für die besseren Preise liegen aber vermutlich darin begründet, dass die letztlich preisrelevanten fossilen Kraftwerke in Deutschland etwas günstiger laufen als bei den wesentlichen Handelspartnern und das dürfte sich durch die AKW-Abschaltung nicht geändert haben. Es ist daher damit zu rechnen, dass sich diese Preisrelation wie in allen Jahren zuvor auch im Gesamtjahr 2023 wieder einstellt.
Die Laufzeitverlängerung der AKWs wäre aus meiner Sicht eine kluge Entscheidung gewesen. Aber alles, was dazu geschrieben wird, von deren Preiswirkung, der Versorgungssicherheit bis zum europäischen Stromhandel ist entweder dummes Zeug oder ganz bewusste Kampagne, die man je nach Quelle von Dummheit über bewusste Desinformation bis zu platten Lügen bezeichnen darf!

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