Auch über die zeitweise negativen Strompreise wird viel Desinformation verbreitet. Vom teuren Verschenken des verfehlten deutschen Stromsystems ist die Rede. Tatsächlich passiert das überall in Europa, hier ein Beispiel aus Schweden, zuletzt war es in den Niederlanden und in Frankreich so extrem.
Der Grund ist immer ähnlich: Wenn Verbrauch und Produktion kurzfristig in Überschuss gehen – hier eine Kombination aus unerwartetem Abfall des Verbrauchs und mehr Wind als geplant – müssen Kraftwerke runter gefahren werden. Geht das nicht schnell genug – hier waren die schnell regelbaren Wasserkraftwerke bereits kaum noch im Markt – lässt sich ein Überschuss an Strom nicht verhindern und der muss physikalisch verbraucht werden. Notfalls zahlen Produzenten also für die Abnahme, der Preis wird negativ. Hier -1.000 EUR, ein sehr extremer Wert.
Dabei wird übrigens kein EE-Strom mehr vermarktet, sondern Kraftwerksstrom, denn EE zahlen nicht für Verbrauch, die regeln ab. Der Profiteur ist der Verbraucher, das Gemecker ist also unverständlich. Teilweise kann das der Verbraucher im Ausland sein, wenn dieser Strom in den Export geht – aber das passiert in Europa im gegenseitigen Wechsel, auch kein Grund zur Klage.
Nachteile haben vor allem Kraftwerksbetreiber und das ist richtig so, denn diese Überschussproduktion ist nicht sinnvoll, sie kostet Brennstoffe und muss nicht sein. Das ist also ein überwiegend sinnvoller Anreiz des Merit-Order Prinzips, da schnell regelbare Kraftwerke profitieren.
Noch besser wäre ein Marktdesign, das mehr Anreize für Stromspeicher bietet, denn technisch und ökologisch wären die noch besser, um Überschüsse aufzunehmen und schnell regelbar die stets auftretenden kurzen Lücken zu decken. Außerdem müsste dann nichts mehr abgeregelt werden. Das wird dieser Markt aber nicht leisten, solange ausgerechnet Gaskraftwerke die Spitzenlastproduktion sowohl teuer als auch profitabel erbringen. Leider ist es ökonomisch nämlich immer noch viel logischer, ein Gaskraftwerk hinzustellen als einen Stromspeicher.
Der Speicher lohnt nur für diejenigen, die ihren eigenen Strom dadurch flexibler vermarkten können. Das sind zu wenige Akteure mit zu geringen Anreizen.