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Es gibt keine „Strombettlerei“, sondern faire Preise und jede Menge Lügen darüber

Die beigefügte Tabelle zu den Strom-Ex/Importen stammt vom Statistischen Bundesamt. Sie wird an mehreren Stellen im Netz herum gereicht und sehr kontrovers „genutzt“.

Es ist zunächst zu erkennen, dass das 2022 wegen der französischen AKW-Ausfälle ausgebliebene Muster in 2023 wieder einsetzt: Deutschland wird in wärmeren Monaten Netto-Importeur. Das ist seit Jahrzehnten so und dieses Muster erstreckt sich bisher schwankend von April/Mai bis September/Oktober.

Es gibt aber einige Veränderungen, denn das Muster wird größer und das Volumen des gesamten Handels und damit auch der Netto-Importe wächst. Das ist so schlicht gewollt, denn der Ausbau Erneuerbarer in ganz Europa wird das ausweiten. Ein Nebenbefund ist, dass unser wichtigster Handelspartner inzwischen Dänemark ist und dass die Quote von Erneuerbaren dominiert. Auch das wird sich fortsetzen.

Ich möchte hier aber diese gängigen Desinformationen über den Stromhandel vor allem in einem Punkt korrigieren, für den ich die Tabelle umgebaut habe: Es wird fortgesetzt behauptet, Deutschland würde „billigen Windstrom“ exportieren und dann umso teureren (Atom)Strom importieren, wenn die Erneuerbaren ausfallen. Das war und ist eine Falschaussage! Die markierten Spalten zeigen, dass die Ex- und Importpreise seit Jahren symmetrisch sind. Das liegt übrigens am Wesen dieses Handels, der rein preisgetrieben und dies zu sich sehr schnell ausgleichenden Preisen an den diversen Börsen ist. Nicht ganz korrekt, aber einfach erklärt ist das ähnlich dem Aktienhandel, wo global die Handelsplätze sehr schnell zu gleichen Preisen finden.

Dieser Handel hat schlicht für alle Verbraucher in Europa genau einen Effekt: Der gerade beste Preis setzt sich beim Ex/Import durch. Gäbe es keine physikalischen Grenzen beim Austausch, hätten wir tatsächlich in ganz Europa wie an den Aktienbörsen stets dieselben Preise – und zwar die günstigsten.

Die Handelsbilanz betrifft dabei nur Betreiber, nicht die Verbraucher. Wenn im europäischen Handel bessere Preise möglich sind, bleiben eigene Anlagen ungenutzt, sofern sie zu teuer sind. Auch das ist nur gut, weil es zu einem Preiswettbewerb führt. Erneut der Hinweis: Gäbe es keine physikalischen Grenzen, wären zu teure Produktionsanlagen in Europa längst verschwunden. Es ist daher nur gut, dass diese Sache weiter wächst – und durch die günstigsten Anbieter, die Erneuerbaren, zunehmend dominiert wird.

Abschließend der Hinweis, dass es im Netz ein Portal namens „Stromdaten.info“ gibt, welches sogar stündliche Ex- und Importpreise sowie Bilanzen rechnet. Dieses Portal wird gerne für die Verbreitung von Falschinformationen genutzt, es wird sogar teilweise in den Medien zitiert. Der Betreiber beruft sich auf öffentliche Daten von Smart und der Bundesnetzagentur, was aber nur einen Teil der Quelle bedeutet, denn insbesondere die Preisdaten rechnet der Betreiber selbst und er dokumentiert nicht, wie er das macht. Offizielle Daten zu den Ex/Importpreisen gibt es von Smart oder der Bundesnetzagentur nicht. Die einzigen validen Daten sind die beigefügten von Destatis und die widerlegen die „Berechnungen“ von Stromdaten.info unmittelbar.

Die Daten zeigen deutlich: Die Sache mit den Preisnachteilen im europäischen Stromhandel existiert nicht, das ist schlicht eine Lüge! Wie alle kompetitiven supranationalen Märkte ist auch dieser nur gut für den breiteren Wettbewerb und damit für die Preise.

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