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Tütensuppen, Preise und der verknappte Strommarkt

Vielleicht sollten so manche Ökonomen und vor allem die vielen denen nachplappernden Hobby-Ökonomen den Gedanken zulassen, dass es ein paar „kleine“ Unterschiede zwischen dem Markt der Tütensuppen und dem Strommarkt gibt.

Wenn man bei Tütensuppen „das Angebot verknappt“, sind nicht genug Tütensuppen vorhanden. Dann gibt es Tütensuppennachfrager, die keine Tütensuppe bekommen werden. Das wissen alle Tütensuppennachfrager, weshalb die sich einen Preiswettbewerb bieten. Die Preise steigen. Wenn man „mehr Angebot“ an Tütensuppen schafft, bleiben Tütensuppen im Laden liegen. Das will kein Tütensuppenproduzent, deshalb liefern die sich einen Preiswettbewerb. Die Preise sinken.

Toll, dass das so einfach funktioniert.

Real leider nicht. Handelsbeziehungen, Marketingeffekte, Preisstrategien zur Ausweitung von Marktanteilen und weiteres spieltheoretisches Zeugs lehrt, dass nicht mal der Markt der Tütensuppen so trivial ist. Blöde aber auch, dass das erste Semester VWL wohl selbst dafür nicht reicht.

Im Strommarkt gibt es Millionen Nachfrager. Die schalten zum Beispiel einen Tütensuppenkocher ein. Oder eine Webcam für ein weiteres Ökonomen-Interview. Alles weitere ist sehr digital: Diese Nachfrage wird entweder durch das Angebot erfüllt. Dann läuft der Tütensuppenkocher. Oder die Webcam. Jeder Kocher. Jede Cam. Alles prima. Keiner geht leer aus. Keine Verhandlung, kein Wettbewerb. Oder nicht. Dann läuft gar nichts mehr. Darüber kann man sogar Bücher schreiben, die erfolgreich sind, obwohl sie etwas behaupten, was einfach nicht eintreten will.

Es gibt daher im Strommarkt keine „Angebotsverknappung“. Sonst gäbe es nämlich keinen Strom mehr. Es gibt im Strommarkt immer und jederzeit Reservekapazitäten, also im Sinne der Tütensuppen ein Überangebot. Sonst funktioniert kein Tütensuppenkocher.
Wenn man diesen Gedanken einmal überwunden und sich von den Tütensuppen intellektuell gelöst hat, kann man sich damit beschäftigen, i) wie Strom technisch produziert wird und ii) wie an den Strombörsen dabei Preise gebildet werden. Für Ökonomen mit Meta-Modellen für das Welttütensuppengeschehen ist es mit i) und damit jedem weiteren Verständnis oft leider schon vorbei.

Wer die Begriffe der Spitzenlastproduktion, Merit-Order und LNG-Markt nicht in einen Zusammenhang bringt, hat keine Chance, die Strompreise zu verstehen. Er sollte dann auch nicht darüber reden, wie man die entspannen könnte.

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