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Die „Kosten“ für Netzinfrastrukturen sind das nächste Spielfeld für Desinformationen

Nachdem das mit dem Blackout nichts war und bei den Strompreisen nur noch plumpe Behauptungen über Negativpreise, die „wir“ dem „Ausland“ bezahlen, helfen, wird das nächste Spielfeld für Desinformation und Lügen bereits aufgebaut: Die „Kosten“ für Netzinfrastrukturen. Schaut man sich in Foren mit freundlicher Unterstützung von EIKE, Ebert, Bild et al. sowie Profilen, die das weitergeben, um, kann man das jetzt schon erkennen. Fantastilliarden an „Kosten“, natürlich alles nur den Erneuerbaren Energien zuzuordnen. Da die Netzagentur solche Ausbaupläne gerade analysiert, dürfte das eines der neuen Spielfelder nach dem vorzeitigen Märchentod des Blackouts werden.

Nun, wer Elektrifizierung will – und das ist auch richtig so – muss die Netze ausbauen. Kraftwerke sind auch nicht dafür bekannt, Strom durch die Luft zu beamen. Dass Erneuerbare dabei höhere Kosten verursachen, ist eine reine Behauptung, zu der niemand jemals einen Beleg vorgelegt hat. Im Gegenteil gilt eine dezentrale Energieerzeugung auch bezüglich der Infrastruktur als effizienter und robuster zugleich, während sehr wenige zentrale Erzeuger mit besonders hohen Energiemengen sowohl die Risiken als auch die Komplexität als auch die Kosten treiben.

Vor allem aber sind die „Berechnungen“, die da bereits jetzt herumgeistern grob falsch. Die meisten Netzinfrastrukturen werden über 50 Jahre abgeschrieben und haben bei heutigen Materialien in der Regel mit vertretbarem Wartungsaufwand eine planbare Nutzungsdauer von bis zu 100 Jahren. Wenn man diese Investitionen sachgerecht auf die über so lange Zeit transportierten gigantischen Energiemengen umlegt, erkannt man immer, dass sie schlicht für den Preis pro KWh zu vernachlässigen sind. Meldungen über „Kosten“ für neue Netzinfrastrukturen, von den lokalen Verteilnetzen über die Übertragungsnetze bis zu den selbstverständlich komplett neu erforderlichen Offshore-Anschlüssen sind daher ganz überwiegend schlicht Desinformation, indem mit Milliardenbeträgen, die manchmal sogar zutreffend sind, ohne jede Einordnung mal wieder billig Stimmung gemacht wird.

Aber nicht alles ist gut, es gibt sehr wohl Punkte, die kritisch zu diskutieren sind. Wie so oft, werden die aber gar nicht berührt. Die meisten dieser Investitionen, die eben keine Kosten sind, sollen über die Netzentgelte umgelegt werden und können dadurch bei schlechtem Design der Verträge dahinter leider sehr wohl zu Kosten für die Verbraucher werden. Dabei sind drei Dinge zu beachten: Erstens wird durch die Umlage über eine kurze Abschreibungsdauer vom Verbraucher die zukünftige Dividende des Infrastrukturbesitzers finanziert. Wie aber wird die später verteilt?

Richtig gemacht, investiert der Verbraucher in zukünftig bessere und preiswertere Versorgung, falsch gemacht in die Dividende der Aktionäre von Betreibern. Zweitens droht so etwas zu einem Selbstbedienungsladen zu werden, weil Kostenverursacher und Kostenträger nicht dieselben sind. Die Netzagentur muss die Angemessenheit der Maßnahmen selbst und auch der Beträge prüfen, kann dabei aber schnell überfordert sein. Die Betreiber haben nämlich jedes Interesse, in diesen Entgelten alles möglich „unterzubringen“. Drittens schließlich sollen und werden diese Entgelte gerne asymmetrisch verteilt, so wird insbesondere die Industrie dabei oft verschont. Kann man so machen, es gibt Gründe dafür, aber es muss dazu gesagt werden, dass es hier keinerlei Schonung gibt, denn was der Industrieverbraucher weniger zahlt, wird der Privatverbraucher mehr zahlen.

Wie immer sind also Transparenz sowie Nutzen und Lasten zu diskutieren. Das ist zunächst Aufgabe der verantwortlichen Politik und hier fängt das Problem in der Öffentlichkeit oft bereits an, denn die Netzentgelte (siehe Bild) sind tatsächlich schon heute ein unübersichtliches und schlecht dokumentiertes Sammelsurium an Umlagen, die teilweise rein gar nichts miteinander zu tun haben, manche nicht mal mit dem Namen. Parallel werden daher wieder Narrative vorbereitet, man können sich das alles sparen, denen man es oft viel zu leicht macht. Das Ziel ist bei vielen Urhebern stets dasselbe: Wer die Elektrifizierung verhindert, verlängert die Nutzung von Kraft- und Brennstoffen.

Das ist für uns alle einfach nur teuer und hat mit sparen gar nichts zu tun.

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