preise-24.12.23

Ein Weihnachtsgruß der Natur – gigantische Energiemengen entladen sich und der Strom wird erstmals für 24h „kostenlos“

Der aktuelle Wintersturm ist wie ein mehrdimensionaler Weihnachtsgruß der Natur. Er ist bezüglich der Sturmspitzen nicht mal außergewöhnlich, aber sehr breit verteilt und besonders lange anhaltend. Ja, das ist das Wetter und nein, das kann auch das Klima sein, wissen wir nicht.

Diese messbar ungewöhnlich große Energiemenge, die sich gerade entlädt, hat aber an den Strombörsen ein Bild geprägt, welches es so noch nicht gab, das aber bei weiterem Ausbau bald häufiger zu sehen sein wird: Wir haben erstmals für Verbraucher kostenlosen Strom für volle 24h. Präzise gestern um 0 Uhr ist der Preis auf Null gefallen und pendelt bis zu den Day-Ahead-Preisen ab 0 Uhr heute Abend durchgehend um Null.

Ich weiß schon, das ist wetterabhängig, kann morgen schon ganz anders aussehen, aber vielleicht schauen auch die größten Angsthasen mal auf die Energiemengen und erkennen: Für Erneuerbare in Mittel- und Nordeuropa ist der oft beschworene Angst-Winter gar nicht so ein großes Problem!

Die ganz schlauen werden aber auch dieses Geschenk nun wieder beklagen, und behaupten, dass „wir“ diese Negativpreise bezahlen müssen. Das ist sogar richtig, Verbraucher zahlen Negativpreise, erhalten also Geld für die Abnahme. Kommt bei den Verbrauchern übrigens sehr wohl an, denn diese Preise senken die Großhandelspreise und die bestimmen selbst langfristige Tarife für alle Endkunden. Aber es wird Zeit für flexible Stromtarife, noch näher am Preisgeschehen als Tibber, damit diese Effekte direkt bei den Verbrauchern ankommen. In Skandinavien schon länger üblich, wird hoffentlich auch hier gegen die Widerstände von Versorgern und großen Betreibern viel breiter kommen. Dann würde dieses dümmliche Gemecker über teure Erneuerbare schnell enden, Michel sollte die Preiseffekte in der eigenen Börse sehen, dann ist Ruhe im Karton.

An dem Bild sieht man auch sehr schön, was für ein Lügengebilde die Erzählungen von Im- und Exporten sind. Die Karte bildet exakt das Windgebiet ab und in dem fallen die Preise grenzüberschreitend im Rahmen der physikalischen Übertragungskapazitäten auf Null – der grenzüberschreitende Handel macht es möglich. Regionen, in denen der Effekt nicht mehr möglich ist, weil es dafür schlicht zu wenig Leitungen gibt, profitieren kaum. Schön erkennbar, dass im Winter der Süden Europas eher ein Thema hat, im Sommer ist es umgekehrt. Aber auch daran kann man durch Ausbau von Leitungen etwas tun, längst nicht jede Energie, die Europa selbst produzieren kann, muss gespeichert werden.

Der Im/Export sorgt innerhalb der enger verbundenen Regionen heute schon sofort für näherungsweise identische Preise und zwar in jeder Situation, bei Überschuss wie bei Knappheit. Daher ist das schlicht symmetrisch zum Vorteil aller Verbraucher – immer und jederzeit. Es kann weiter in ganz Europa ausgebaut werden und das ist sogar der gemeinsame Plan. Was bei allen anderen Waren längst geübte Praxis ist, grenzüberschreitender Austausch sowie Wettbewerb zum besten Preis für die beste Ware für alle, wird auch beim Strom passieren – selbst, wenn Michel das ganz katastrophale Bettelei nennt.

Heute, ausgerechnet an Weihnachten, profitieren die Verbraucher und die Kraftwerke werden kaum gebraucht. Das ist kein Dauerzustand und auch die Erneuerbaren sollen wirtschaftlich betreibbar sein. Wollen wir uns wünschen, dass dieses „ambitionierte“ Markt-Design in seinen Schwankungen mal zu einem Durchschnittspreis findet, mit dem beide Seiten gut leben können.

Da sind wir noch nicht und dieses Wetter ist wahrlich keine ruhige, besinnliche Sache, die aber ausgerechnet heute eine kleine Bescherung für uns alle mit sich bringt.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

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