Ein paar Hintergründe zur Kernenergie in UK. Auch dort ist ein wichtiger Akteur Frankreich, genauer die EDF. Man versucht aber seit Jahrzehnten bei solchen Projekten Finanzierung und Risiken über Partnerschaften abzusichern. Typischerweise sind die größeren Atomnationen dabei: USA, Japan, später auch China. Aber auch von den Ländern, in denen gebaut wird, werden meist Garantien verlangt.
So hat in UK die Regierung den Beitreibern von Hinkley Point für die Abnahme des Stroms nicht nur einen Mindestpreis garantiert, sondern diesen auch an die Inflation gebunden. Der steigt also fleißig weiter. Diese CfDs werden offiziell registriert und daher kann man die Daten einfach nachlesen: Zu Beginn des Vertrags wurden umgerechnet 10,3 Cent pro KWh garantiert. Aktuell steht der Wert auf 14,8 Cent. Die im Bau befindlichen modernsten Blöcke sollen nach diversen Verzögerungen nun im Juni 2026 bis 2027 liefern. Wenn das klappt und die mittlere Inflation der letzten Jahre so bleibt, wird bis dahin ein Preis von knapp 17 Cent zu erwarten sein.
Zum Vergleich: Die Ausschreibungspreise für neue Offshore-Windparks um UK liegen zwischen 3-6 Cent pro KWh. Das entspricht ungefähr dem Band für Mindestpreise, mit denen Erneuerbare in Europa garantiert werden. Die Börsenstrompreise liegen um 10 Cent, jedoch national sehr unterschiedlich, in UK leicht höher. Wegen des Gaspreises sind die immer noch auf verdoppeltem Niveau.
Dieser Garantievertrag der früheren Regierungen in UK ist also ein teures Desaster für die Stromkunden. Hier wird bereits jetzt um bis zu 100% zu teuer eingekauft, bei weiterer Normalisierung der Strom- und Gasmärkte eher um 300% oder auch noch mehr. Die sehr kurz im Amt befindliche Theresa May wollte aus dem Vertrag raus, hat aber wohl keinen Weg gefunden.
Wer das nun für teuer hält, sollte wissen, dass die Investoren aus Japan schon vor vielen Jahren aus dem Markt in UK ausgestiegen sind und jüngst sind nun auch die Chinesen abgesprungen.
Ein gutes Geschäft wird das selbst zu den Preisen für die EDF nicht, die das nun weitgehend alleine zu schultern hat. Fraglich ist nur noch, wer stärker bluten wird, die Stromkunden in UK oder der Staatshaushalt in Frankreich. Wenn man die wahren Kosten für Atomstrom ansetzt, wird es vermutlich sogar die EDF sein.
Da Paris nun – politisch gewiss nicht gewollt – im eigenen Land die Strompreise um knapp 70% anhebt, um die Staatskasse zumindest etwas von den Defiziten zu entlasten, darf man gespannt sein, ob Paris solche ausländischen Abenteuer von EDF&Co weiter treibt. Das letzte und modernste Kernkraftwerk, das in Finnland, wurde zum Festreis angeboten, mindestens drei Mal teurer und das Defizit liegt inzwischen in einer Zweckgesellschaft in Frankreich, eine „Badbank“ der Framatome mehr.
Das wird Frankreich so nicht fortsetzen und vermutlich sind damit die meisten Pläne europäischer Staaten, Kernenergie auszubauen, faktisch erledigt.
Das Gerede einiger Teile der deutschen Politik über solche Ideen darf man dabei einbeziehen. So lange keine wirklichen Fortschritte in der Kernenergie gelingen, ist das eine rein populistische politische Show, um insbesondere in Deutschland eine uralte Emotionalisierung wiederzubeleben.
Das sollten bitte beide Seiten beachten, denn es macht keinen Sinn, sich darüber aufzuregen. Stand heute muss niemand Kernenergie verbieten oder befürchten, man müsse die Industrie davon abhalten. Es genügt die Festlegung, das man dafür keine Mondpreise bezahlen möchte – weder als Steuerzahler, noch als Stromkunde.
Darauf kann man sich vielleicht schnell einigen?