VW-Chef Blume gibt ein Interview vor Wirtschaftsjournalisten. Die fragen aber nicht kritisch, was der Hintergrund sei, sondern plappern das brav nach und dehnen die Aussagen sogar noch etwas weiter. Da Blume diesbezüglich weiß, was er tut, darf man das Erfüllungshilfe nennen. Aber wofür?
So schreibt beispielsweise die FAZ wieder vom „Verbrennerverbot“, welches es nicht gibt, nennt das tatsächliche Emissionsverbot ein diesem „gleichkommendes“, was ebenfalls nicht stimmt, denn es bleibt dabei, dass Verbrennung nicht verboten wird, sondern Emissionen. Was daran falsch sein soll, darf man natürlich diskutieren, macht aber so offen keiner. So thematisiert die FAZ wieder jenes Verbot, obwohl Blume das gar nicht tat. Bei E-Fuels bemüht die FAZ Greenpeace als Gegner, schreibt von mangelnder Effizienz, dabei spricht Blume über ökonomische Effizienz – vor Wirtschaftsjournalisten, die das aber einfach mal übersehen.
Gesagt hat er, dass E-Fuels bei industrieller Skalierung und staatlicher Förderung (!) einen Preis von 2 US$ pro Liter erreichen könnten. Das nennt er attraktiv, spricht dabei aber von einer schnelleren Lösung für die Bestandsflotte – und so ganz nebenbei über die Zukunft von margenstarken Produkten wie dem 911er. Ebenso erwähnt er die Beimischung von E-Fuels in fossile Kraftstoffe. Die Transformation auf E-Mobilität bezweifelt er gar nicht, kündigt insbesondere im unteren Preissegment Produkte für 20-25.000 EUR an. Gerüchte über Partnerschaften mit Renault werden erwähnt.
Die spannende Frage, was er da tatsächlich sagt und warum er das tut, geht unter. Er weiß natürlich, dass E-Fuels weder in den Mengen, noch zu wettbewerbsfähigen Preisen möglich sind, um alle dafür technisch nach heutigem Stand erforderlichen Anwendungen zu betreiben – Schiffe und Flugzeuge auf der Langstrecke als größtes Volumen, Hochtemperaturprozesse in der Industrie als wohl „wertvollstes“ Volumen. Tatsächlich wird es in diesen Anwendungsbereichen besonders kritisch werden, denn man darf leider bezweifeln, dass sich global für diese Anwendungen die keinesfalls wettbewerbsfähigen synthetisch erzeugten Kraftstoffe durchsetzen werden. Genau deshalb darf man leider auch bezweifeln, dass es die gerne zitierten globalen Skalierungsprozesse dafür gibt. Leider wird die „Weltwirtschaft“ hier so reagieren, wie bei der Energieerzeugung. Da sind nun Erneuerbare die billigsten, schon wird das exponentiell ausgebaut und dadurch immer billiger. Fein. Wegen der hoffnungslosen Ineffizienz von synthetischen Kraftstoffen wird dieser Kostenvorteil leider vernichtet. Daher bleiben fossile Energien hier ökonomisch überlegen. Gar nicht fein.
Das alles weiß Blume natürlich und insofern wird für eine leicht elektrisch substituierbare Anwendung wie den PKW erst recht nichts groß skaliertes aus dem E-Fuel Himmel fallen. Der VW-Chef ist weder dumm, noch schlecht informiert, aber warum nur müssen Journalisten das sein oder sich zumindest so verhalten? So bleibt das Ziel von Blume unklar. Geht es um die nächste E10-Mogelei? Denkt die Industrie, man könne dem Verbrenner noch ein paar Jahre Leben geben, indem man fossilen Kraftstoffen ein wenig steuersubventionierte E-Fuels beimischt? Das könnte, wenn Wissing&Co mitmachen, ökonomisch gelingen. In Europa, der sogenannte „Rest der Welt“ wird so einen Käse nicht machen. Will Blume den 911er retten, also ein Nischenprodukt, dessen Käufer vermutlich auch die 2 US$ mal 20 auf 100 km bezahlen und die paar KWh einer schneller beschleunigenden sowie ebenfalls überflüssigen E-Rakete nicht kennen wollen? Oder will er einfach nur den in der näheren Zukunft noch umworbenen Käufern von Verbrennern irgendeine weitere Botschaft zukommen lassen, deren erhoffte Kaufentscheidung sei so etwas wie zukunftssicher?
Ach ja, warum wird er nicht gefragt, wie ein Volumenhersteller sein Geschäftsmodell versteht, wenn er im größten Volumensegment Preise ankündigt, die bereits heute nicht mehr wettbewerbsfähig sind? Und warum er 2 US$ Spritpreis „attraktiv“ nennt, die bei einem technisch ineffizienten Verbrenner selbst bei unseren marktineffizienten Strompreisen heute schon ökonomisch ebenfalls nicht mehr wettbewerbsfähig sind?
Saßen da wirklich Wirtschaftsjournalisten und was machen die beruflich so?