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Die ökonomische „Lieblingskorrelation“ zwischen Staatsschulden und Inflation wird weiter diskutiert – dabei existiert die gar nicht!

Interessante Daten für die Vorbereitung einer Vorlesung. Die Starke Rolle der Notenbankbilanzen (Chart1) setzte mit der Finanzkrise 2007/2008 ein. Damals hörte man, das könne nicht lange gut gehen, werde Währungskrisen, Inflation, Währungsreformen usw. auslösen. Kam nicht. Statt dessen wurde die Rolle 2020 während Corona noch viel stärker ausgeweitet. Dann kam sogar Inflation, über deren Ursachen gerade munter gestritten wird. Die Notenbanken gingen enorm stark auf die Bremse, was nach zuvor aufgestellten Behauptungen gar nicht ohne Weltuntergang möglich sein sollte bzw. nie wieder passieren könne. Ging doch, Weltuntergang blieb aus.

In den einzelnen Regionen (Chart2) war das aber enorm unterschiedlich. Interessant ist, dass in ökonomischen Papern über die Interpretation dieser Daten nun diskutiert wird. Manchmal ist es ein Vorteil als Mathematiker in die Ökonomie gekommen zu sein, denn das ist statistisch nun mal unstrittig: Aus den Daten kann man gar nichts ableiten, eine Diskussion ist nicht notwendig. Inflation und Staatsschulden können korrelieren – oder auch nicht. Sie können einen kausalen Zusammenhang haben – oder auch nicht.

Nebenbei (Chart3) bricht gerade der DAX nach oben aus. Grund ist das Stimuluspaket der chinesischen Notenbank und Regierung. Man will dort das Wachstum stärken und insbesondere die vom chinesischen Markt profitierende deutsche Industrie wird sofort höher bewertet.
Wann hören wir auf, Ursachen von Inflation, die Wirkung von Staatsschulden, die Rolle von Notenbanken und die Bedeutung deutscher Politik mit Bierdeckeln aus dem letzten Jahrtausend zu bewerten?

Die letzten Jahrzehnte waren durch eine global wirkende Digitalisierung und technologische Disruptionen geprägt sowie begleitet durch ein vollkommen neues Kapitel des Finanzsystems, von Notenbanken, Finanzpolitik und Finanzmärkten. In der Folge werden sich die ökonomischen Modelle, die das erklären, neu bilden. Das erfolgt typischerweise erst mit einer gewissen Verzögerung. Für die Übergangsphase ist es wichtig, zu akzeptieren, was unsere geltende Ökonomie noch erklärt: Wenig bis nichts.

Diese Erkenntnis sollte in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit mal einkehren, denn die Debatten über Holzschnitzwissen von Vorgestern helfen nicht weiter. Die letzten Dekaden wurden durch diejenigen geprägt, denen es am besten gelungen ist, diese vielen neuen Mechanismen und Methoden gezielt zu nutzen und die sich dabei nicht davon abhalten ließen, dass veraltetes Wissen sie für untauglich oder gar gefährlich hält.


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