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Migration kann man auch nüchtern/sachlich diskutieren

Da Migration derzeit ein Thema ist, bei dem sich die gesamte politische Führung wie ein Hühnerhaufen von der AfD vor sich her treiben lässt und mit einem leeren, aber noch „kernigeren“ Auftritt nach dem anderen reagiert, wäre etwas sachliche Information hilfreich.

Die findet sich in einem lesenswerten Beitrag des für deutsche Parteilagerbildung unverdächtigen Wall Street Journal. Zur Sache: Die USA haben bekanntlich eines der striktesten Rechtssysteme zur Einwanderung nebst einer der modernsten und intensivsten Überwachung von Grenzen sowie jeder Einreise. Wer selbst als Tourist das Land mal betreten möchte, muss seine gesamte Historie bis zu seinen Eltern als Datensatz vorher hinterlassen.

Das ist, was hierzulande gefordert wird, um die „gewünschte Migration“ durchzusetzen, also den Zuzug von braven Krankenpflegern etc., die unseren Alten ein Körperteil säubern, weil das sonst keiner tun will, die dabei unser Rentensystem füllen, Steuern zahlen und insofern gefälligst einen betriebswirtschaftlichen Gewinn abwerfen.

So ungefähr die Idee. So auch das Rechtssystem in den USA. Die Realität: Die USA haben – hat nichts mit den Präsidenten/Parteien zu tun – post-Corona die höchste Zuwanderung seit dem zweiten Weltkrieg. Der überwiegende Anteil ist illegal.
In den gängigen Arbeitsmarktstatistiken sind Migranten in allen Bereichen überproportional vertreten, vom Pfleger bis zum Akademiker. Wesentlich stärker bei den „einfachen“ Berufen, aber auch bei den Bachelor-Abschlüssen. Bestimmte Branchen sind wegen dieser Verteilung ohne Migranten nicht mehr aufrecht zu erhalten. Ebenso überproportional sind Migranten von Arbeitslosigkeit betroffen.

Migration ist also weder schwarz, noch weiß, sie löst Probleme, sie schafft Probleme – und sie ist nur sehr begrenzt kontrollierbar oder gar klar regelbar.

Es spricht nichts dagegen, Rechtssysteme zu diskutieren, deren Durchsetzung zu verbessern, Grenzen zu sichern, die innere und äußere Sicherheit zu verbessern. Alles prima, kann man machen, sollte aber die unerwünschten Folgen nicht unerwähnt lassen und vor allem klar machen: Viel ist damit nicht erreichbar. Die Integrationsfähigkeit einer Gesellschaft ist und bleibt dabei die Maßnahme mit wesentlich mehr Bedeutung und Wirkungskraft, wenn sie denn gelingt.

Das wird, die USA zeigen hier Daten, die wir weltweit so sehen, komplett unabhängig von Rechtssystemen und Durchsetzungsmaßnahmen, trotzdem alles nur in gewissen Grenzen funktionieren. Migration und Klimawandel sind zwei abhängige globale Trends, die niemand kontrollieren, gestalten oder gar stoppen kann. Daher gehört zu einer resilienten Gesellschaft auch, damit umzugehen. Das ist nicht schön, aber weder Erwachsen werden, noch Altern sind schöne Dinge, auch die passieren trotzdem.

Gesellschaften sollten auch Erwachsen werden, insbesondere dann, wenn sie auch noch altern.

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