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Big-Tech investiert nicht in Kernkraftwerke und auch nicht in deren Risiken

Die Meldungen über Investments von US-Big-Tech in „Kernkraftwerke“ finden blumige Ausarbeitungen in deutschen Medien, die in wilden Fantasien bei dafür empfänglichen Foren münden. Da lohnt ein nüchterner Beitrag des ideologisch unverdächtigen WSJ über die Sache, dem man folgendes entnehmen kann: Diese Unternehmen investieren nicht in „Kernkraftwerke“, sie zeichnen so etwas wie Optionen auf Strombezug aus SMRs, die es noch gar nicht gibt. Vertragspartner sind Start-Ups, die solche SMRs mit den entsprechenden Zielen hinsichtlich Betriebssicherheit, Skalierbarkeit und ökonomischer Planbarkeit realisieren wollen. Die haben das also zu liefern – oder eben nicht.

Aufgrund des Energiebedarfs von KI-Rechenzentren ist es vollkommen logisch, dass die US-Konzerne so etwas machen. Der KI-Wettbewerb ist auch einer um die beste Energieversorgung und typisch für diese Unternehmen kümmern sie sich sehr tief um die komplette Wertschöpfungskette ihres Geschäfts. Keiner von denen will erleben, dass ein Wettbewerber auf irgendeiner Ebene wichtige Vorteile erreicht. Wäre erkennbar, dass neue Formen des Stahlbetonbaus das Geschäft betreffen könnten, würden die auch dort tätig. So funktioniert moderne Unternehmensführung in dieser Größe und strategischen Tiefe!

Daher handeln sie oft ähnlich: Diese Verträge sind sehr klein, sie haben wenig Risiken, sie bieten den Start-Ups eine Grundlage, um ihrerseits Investoren anzusprechen und die tragen das eigentliche finanzielle Risiko. Ebenso ist zu erkennen, dass hier keiner von schnellen Lösungen träumt, da sind Zeiträume von Dekaden erkennbar, in denen erste kleinere Energiemengen kommen sollen – wenn es denn gelingt. Danach redet man weiter oder vergisst es.

Typisches Risikomanagement von US-Unternehmen bei „Randthemen“. Daraus kann man lernen, sowohl, was die Tiefe der Überlegungen betrifft als auch das Konzept, wie man besonderes ferne Dinge an die dafür besser geeigneten Start-Ups auslagern kann. So eingeordnet ist das korrekt beschrieben, aber daraus nun einen weiteren Heldenchor der Kernenergie zu dichten, ist sachlich grob falsch. Zumal: In dem Beitrag steht auch glasklar, dass es in den USA praktisch keinerlei Aktivität oder Bedarf gibt, weitere Großkraftwerke zu bauen. Das WSJ schreibt ebenfalls ohne jede ideologische Prägung, dass dies bereits lange erkennbar ist und zwar wegen der Kostenentwicklung und der gewaltigen Planungsrisiken.

Wenn man das richtig zusammenfasst, erkennt man hier ein Forschungsthema, welches Amerikaner gerne durch geeignete Risikofinanzierung und Start-Up-Vehikel machen. Zugleich erkennt man, dass die heute relevante Kernkraft dort tot ist. Was man daraus für Rückschlüsse auf die europäische Energiepolitik ableiten möchte, mag jeder für sich selbst entscheiden. Aber dazu kommt es meist nicht, weil bereits diese Ausgangsinformation in unserer Öffentlichkeit je nach Quelle komplett verbogen wird.

In diesem Sinne danke ich abschließend für den Verzicht von Hinweisen auf die gewaltige Bedeutung eines Projekts, das ein still gelegtes AKW wieder ertüchtigen möchte.

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