Nun ist also Wahlkampf, ein kleiner Auszug der Kommunikationsstrategien: Anti-Grün geht natürlich immer und von allen. Das umfasst wie immer Lügen – Habecks Anzeige wegen Beleidigung hat NICHT zu einer Hausdurchsuchung geführt.
Aber das reicht nicht, es muss weiter gedreht werden. So schießt sich das rechte Lager primär weiter auf den Hauptgegner der nächsten Jahre ein: Merz ist ein Linker, wie Merkel, der wird mit den Grünen gehen, die Schuldenbremse anfassen – diese Narrative werden uns erhalten bleiben. Das sind alles keine Anzeigen, sondern Social Media Profile von nur teilweise Politikern, bevorzugt sprechen Anwälte, Steuerberater, CEOs, Unternehmer zu uns.
Hart an derselben Grenze Christian Lindner, er hat seine Partei schließlich genau da hin gebracht und muss nun AfD-Anhängern erklären, dass die eigentlich Grüne wählen. Anti-Grüne Verzweiflungslogik am Abgrund. Derweil bewirbt sich die FDP für eine neue Regierung mit ihrer Kernkompetenz, eine Regierung zerstören zu können. Auch eine interessante Logik. Das stören angenehmerweise noch existierende Liberale der Partei, mit eigenem Namen, öffentlich. Verdient größte Anerkennung, wird die im Existenzkampf festgefahrene libertär inhaltslose Lindner-Truppe leider nicht stoppen.
Die SPD hat übrigens ein Plakat gemacht, in dem sie den Kanzler Scholz damit profiliert, das Deutschlandticket erhalten zu wollen, während ein Kanzler Merz das abschaffen will. Ich war so tief beeindruckt, dass ich den Screenshot vergessen habe. Diese untere Bedürfnisspyramide wird seitens der Union durch das Pictogramm des starken Mannes kontrastiert, gleich zwei davon. Da hat es immerhin für den Screenshot gereicht.
Habeck hat derweil auf die langfristigen Versäumnisse deutscher Politik hingewiesen und eine sehr kurze sowie präzise Rede über die geopolitischen Herausforderungen gehalten, die sogar die FAZ beeindruckte. Man wird mich wieder als Grünen beschimpfen, wenn ich feststelle: Die einzige jüngst feststellbare Äußerung von Relevanz. Zugleich werden die Grünen mich für die Feststellung hassen, dass eben diese Rede auf einer Parteiveranstaltung in einer Unmenge an Irrelevanz fast untergegangen wäre. Auch das hat die FAZ „beeindruckt“.
Insofern hoffe ich, dass insgesamt weit mehr Relevanz geboten wird, bevor ich irgendwo mein Kreuz zu setzen habe. Optimistisch bin ich leider nicht.